Erforsche mich Gott, und erkenne mein Herz; prüfe und erkenne wie ich’s meine.
Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.

Psalm 139, Verse 23 und 24

Es gibt Lügen und Überzeugungen, die wir selbst glauben, las ich dieser Tage.
Wobei es um Lügen und Überzeugungen geht, die aus unserem Inneren
kommen, und mit denen wir uns selbst betrügen, ohne es zu merken.

Hierzu passt der Ausspruch, wonach es von jedem Menschen drei Bilder gibt:
Einmal das, was er von sich selbst hat, dann das, das andere von ihm haben
und dann das, wie er wirklich ist, nämlich so, wie Gott ihn sieht.

Das gilt auch für alles, was wir Reden und Tun.

Eigentlich ist das ein ungemütlicher Gedanke, dass wir Vorstellungen und Über-
zeugungen haben, auf die wir bauen, die aber nicht Wirklich sind. Das dem so
ist, ist jedem bekannt. Man spricht von subjektiver Meinung oder subjektiven
Verhalten.

Ich las hier die nachdenkliche Fabel über eine Laborratte, der beigebracht wurde,
dass sie immer dann Futter bekommt, wenn sie einen bestimmten Hebel bedient.
In ihrer Rattenfamlie angekommen erzählte die Ratte: Stellt euch vor, ich habe
den Versuchsleiter so dressiert, dass er mir immer Futter gab, wenn ich einen
bestimmten Hebel bediente.”

Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.

Auf diese Weise wird oft Ursache und Wirkung verwechselt und so geglaubt. Wenn
man zuviel darüber nachdenkt, könnte man die größten Selbstzweifel bekommen.

Zweifel würden aber kein wirkliches oder auch nur vermeintliches Problem lösen
und auch keine Frage beantworten, weil wir jede Antwort sofort wieder infrage
stellen müssten.

Der Psalmbeter tut deshalb das Richtige, in dem er Gott die Problematik zur
Klärung hinlegt.

Gott soll erforschen, ob das, was der Beter sagt und tut, tatsächlich so gemeint
ist, oder ob er sich und anderem etwas vormacht.

Meinen wir immer alles so, wie wir es sagen? Woher kommt die beschwichtigende
Ausrede, “das habe ich doch nicht so gemeint?” Stehen wir zu dem was wir sagen,
oder haben wir es “nicht so gemeint”? Aber wie haben wir es denn gemeint?

Gleiches gilt auch für unsere Vorhaben und unser Tun. Wollen wir das wirklich so
oder täuschen wir nur etwas vor? Etwa, weil wir uns oder anderen etwas vormachen
wollen oder weil wir nicht nein sagen können?

Und wie ist es überhaupt mit unserem Lebensweg? Sind wir angepasste Opportu-
nisten und Nachahmer oder haben wir ein eigenes Konzept?

Wenn wir über solche Fragen nachdenken, merken wir, dass da manches nicht so
ist, wie es idealerweise sein sollte. Man könnte jetzt sagen, “und wenn schon, andere
sind auch nicht besser.”

Das ist sicher richtig, aber keine gute Antwort.

Richtig ist, die eigenen Mängel zu erkennen – und auch zu bejahen, dass es so ist –
aber es nicht dabei zu belassen, sondern Gott zu bitten, mich erkennen zu lassen,
was wirklich ist und mir immer wieder zur Umkehr zu verhelfen, wenn ich drauf
und dran bin, mich auf etwas einzulassen, das mich von Gott wegführt.

Jörgen Bauer