Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.

Psalm 90, Verse 2 und 4

Es gibt die Geschichte des Mönchs vom Kloster Heisterbach, der während eines Spazierganges über die Aussage, dass bei Gott tausend Jahre wie ein
Tag sind, nachgrübelte.

Bei seiner Rückkehr ins Kloster fand er, zu seinem großen Erstaunen, dort lauter fremde Mönche vor.

Er nannte seinen Namen, man forschte in den Klosterchroniken nach und
stellte fest, dass er derjenige ist, der vor 300 Jahren verschwunden war.

So, wie wir die Zeit aus unserer Erfahrung kennen, ist so etwas “natürlich
unmöglich”, weshalb es sich hier nur um eine Sage handeln kann. Aber da
wäre ich mir nicht so sicher, denn das was hier erzählt wird, würde keinem
Naturgesetz widersprechen – weil es die Zeit, so, wie wir sie erleben, nicht
gibt.

Der Schreiber des Psalm 90 wusste etwas von der Relativität der Zeit, etwas,
was erst in der Neuzeit, durch den Physiker Albert Einstein, entdeckt wurde.

Gott steht über der Zeit und allen Zeiten, weshalb es gut ist, wenn im Psalm 90, bevor der Schreiber auf die unterschiedlichen Zeitmaße kommt, davon schreibt, dass Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit ist und es für IHN mithin keine Unterschiede zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt.

Das sollten wir bedenken und unsere Vorstellung von Zeit nicht auf biblische Aussagen und die unsichtbare Wirklichkeit übertragen. Dann erübrigen sich Fragen wie diese, ob die im Herrn Entschlafenen, ohne zeitlichen Verzug,
sofort beim Herrn sind, oder wie lange diese noch auf den Tag der Auferstehung warten müssen und ähnliches.

Viele Christen gehen, unbewusst, davon aus, dass in der Welt Gottes heute auch der 04. September 2015 ist und man dort den gleichen Kalender, wie bei uns, hat.

Weil die Wirklichkeit Gottes so unvorstellbar und unbegreiflich anders, als unsere Erfahrungswelt ist, habe ich auch damit aufgehört, Theorien, Deutungen und Erklärungen über den Schöpfungsbericht zu konstruieren – was, wie man weiß, für manche Christen sehr reizvoll ist – sondern einfach das so hinzunehmen, wie es dasteht, nicht dass es mir noch mal so ergeht, wie dem Mönch von Heisterbach!

Jörgen Bauer