Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.

Römer 15, Vers 7

Wem kommt diese Vorgehensweise bekannt vor?:

Da trennen sich in einer Gemeinde die “ganz” Frommen von den “nur” Frommen, anschließend trennen sich die “ganz besonders” Frommen von den nur “ganz” Frommen, und so geht es weiter.

Diese Spaltungen haben im protestantischen Bereich Tradition, im Gegensatz
zur Katholischen Kirche, durch deren Machtstrukturen solche Spaltungen
weitgehendst verhindert wurden.

Das Spaltungsunwesen, das zu zahlreiche Freikirchen, Sondergemeinschaften und Gemeinden führte, hat seine Ursache darin, dass, im Gegensatz zur katholischen Kirche, schon sehr früh allen Gläubigen die Bibel zur Verfüngung stand, und da ist das eingetreten, dass es an einer zentralen Lehrautorität fehlte und sich jeder die Bibel nach eigenem Gutdünken auslegen und
entsprechende Anhänger um sich scharen konnte.

Und genau das ist ganz und gar nicht im Sinne unseres Herrn Jesus Christus, der auch der Herr der Kirche und der Gemeinde ist.

Es bringt nun aber überhaupt nichts, die jeweiligen Sonderlehren und Schwerpunkte gegeneinander abzuwägen um herauszufinden, wer der
volle Wahrheit erkannt hat, oder besser: dieser am nächsten kommt,
denn von der vollen Erkenntnis sind wir alle meilenweit entfernt.

Weil das so ist, gilt es die Aussage des Apostels Paulus zu verinnerlichen und
zu akzeptieren, wonach all unser Wissen und Erkennen Stückwerk ist, weshalb jeder Gläubige seine ganz individuelle Sicht der Dinge hat, bedingt dadurch, dass jeder von uns die Welt durch die Brille seiner persönlichen Eigenarten sieht, was dann auch für das Wort Gottes gilt.

Und selbst dann, wenn wir die heute üblichen Verfälschungen und Verwässerungen des Evangeliums und dessen Anpassung an den Zeitgeist nicht gutheißen und schon gar nicht vertreten können, sollten wir auch hier mit Urteilen und Verurteilungen vorsichtig sein, weil wir den Menschen nicht ins Herz sehen können und nicht wissen, was Gott aus dem einen oder anderen Wortverdreher noch Gutes machen kann. Auch noch heute kann aus einem Saulus ein Paulus werden.

Stattdessen tun wir gut daran, wenn wir den Irrlehren, nüchtern und in aller
Klarheit die unverfälschte biblische Botschaft entgegensetzen, die im Übrigen
von uns nicht verteidigt werden muss. Dies deshalb, weil sich das Wort Gottes, als lebendiges Wesen, einem Löwen gleich, selbst verteidigt und die
Menschen an sich bindet. Nicht wir müssen deshalb die Wahrheit finden, sondern die Wahrheit findet uns!

Unsere Sache ist es lediglich den Samen des Wortes Gottes auszustreuen.
Für das Wachsen und Gedeihen sorgt der Herr selbst.

Jörgen Bauer