Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

1. Korinther 15, Vers 19

Es ist an sich ein guter Brauch, wenn im Radio morgens und abends “geistliche Gedanken” gesendet werden, wenn in den Tageszeitungen “Sonntagsgedanken” veröffentlicht und im ARD das Wort
zum Sonntag gesendet wird.

Es ist sicher positiv, wenn Menschen auf diese Weise zum Nachdenken gebracht werden.

Was mich hier interessiert ist aber etwas anderes, nämlich ob das hier Veröffentlichte, wirklich christliche Gedanken und Worte sind, oder nur philosophische Betrachtungen mit einem christlichen Anstrich, und da habe leider immer den Eindruck, dass Letzteres zutrifft.

Von daher bekommt der heutige Vers sein Gewicht.

So nett es auch ist, unter Bezug auf den Glauben, zur Besinnung, zur Mitmenschlichkeit und was auch sonst noch immer aufzurufen – unterm Strich reicht das nicht.

Der Mensch braucht mehr! Er braucht, ganz grob gesagt, das “Übernatürliche”. Und wenn er das in der amtskirchlichen Verkündigung nicht findet, fängt er damit an in trüben Quellen zu fischen.

Man weicht dann in den Aberglauben, in Irrlehren, esoterische und okkulte Vorstellungen und Praktiken aus, von denen man das zu bekommen erhofft, was man dort, wo man es eigentlich bekommen sollte, nicht bekommt.

Was in der kirchenamtlichen Verkündigung also fehlt ist die transzendente, die über das Irdische hinausgehende Dimension.

Der heutige Vers steht in dem Abschnitt, in dem es um die Auferstehung Christi geht, und hier führt Paulus aus, dass wir als Christen die größten Narren und unser Glaube völlig nutzlos und vergeblich wäre, wenn Christus nicht wahrhaftig und leibhaftig von den Toten auferstanden wäre.

Wenn es in einem immanenten (innerweltlichen) “humanen” Christentum, nur noch um das menschliche Miteinander geht, dabei die übernatürliche Dimension, hier in Gestalt der leibhaftigen Auferstehung Christi, uminterpretiert und damit in Frage gestellt wird, fehlt das Entscheidende.

Es geht bei der Auferstehung Christi um mehr, als nur das Erwachen in der Natur im Frühling oder die Erkenntnis, dass die Ideen Jesu fortleben, wie die
Auferstehung Christi schon interpretiert wurde.

Aber weil Christus auferstanden ist, schreibt Paulus, und damit Vergänglichkeit und Tod überwunden und uns damit radikal neue Perspektiven eröffnet hat, sind wir als Christen keine Narren sondern haben eine Hoffnung, die über das
Vergängliche hinausgeht.

Das ist keine “billige Jenseitsvertröstung”, sondern die transzendente Dimension, die leider größtenteils sträflich vernachlässigt wird. Und wenn diese Dimension ignoriert wird, bekommen Menschen keine bleibende Hoffnung
vermittelt, sondern gleiten ab und suchen Erfüllung und Wunder an den falschen Stellen.

Zum Glück haben wir es nicht nötig, an den falschen Stellen Trost und Ermutigung zu suchen, weil wir alles, was wir suchen, im Wort Gottes haben, dem wir allerdings, so, wie es dasteht, glauben müssen. Das Angebot ist kostenlos. Wir müssen es nur nutzen.

Jörgen Bauer