Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahin müssen. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.

Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.
Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!

Psalm 90, Verse 7, 12, 14, 16 und 17

Je älter man wird, um so öfter geht man zu Beerdigungen.

Dieser Tage war ich auf einer großen Beerdigung, und manchmal kann ich
verstehen, dass ein Pfarrer Probleme mit Beerdigungen hat.

Der Verstorbene hatte sich zeitlebens sehr eingesetzt, auch für den Verein, in dem wir Mitglieder sind, und wie bei der letzten Zusammenkunft des Vereins,
von den Teilnehmern an der Beerdigung, zu hören war, “hat die Pfarrerin sehr schön gepredigt, und das hat allen gefallen”.

Wenn es allen gefallen hat, dann muss etwas an der Predigt falsch gewesen
sein. Und eben das ist das Problem das Geistliche mit Beerdigungen haben.

Es gäbe einen Aufstand, wenn darüber gepredigt würde, dass der Tod der
Sünde Sold ist und dass es eine Folge des Zornes Gottes über die Sünde ist,
dass wir sterben müssen und dass unser Leben zwei Ausgänge haben kann.
Den einen zum ewigen Leben und den anderen zum ewigen Tod. Und dass wir
deshalb rechzeitig umkehren müssen.

Bei einer Beerdigung wäre es ohnehin zu spät über solche Dinge zu sprechen.
Dazu gibt es die sonntäglichen Predigten und sonstige “besinnlichen Worte”,
die dazu genutzt werden sollten, solange noch Gnadenzeit ist.

Also wird man sich auf “trostreiche Worte” beschränken, fleißig auf den
“lieben Gott” verweisen und darauf, dass der Verstorbene in unseren Herzen
weiterlebt und dadurch immer bei uns sein wird.

Nach meinem Verständnis könnte die Predigt bei einer Beerdigung in einer
gläubigen Gemeinde folgende drei Schwerpunkte umfassen:

Rückschau auf das Leben des Verstorbenen,
Trost für die Hinterbliebenen aus dem Wort Gottes,
Verkündung des Evangeliums, als Mahnung zur Umkehr für die
Trauergemeinde, solange noch Gnadenzeit ist.

Zum Glück sind wir nicht auf die Reden bei Beerdigungen angewiesen, sondern haben das Wort Gottes, das nicht schönredet, sondern uns reinen Wein einschenkt in dem es uns sagt, dass es sehr klug ist, das eigene Sterben zu bedenken, um immer des Rufes aus dieser Welt gewärtig zu sein.

Ich finde es wundervoll, dass der ernste Psalm 90, in dem es um unsere Vergänglichkeit geht, einen frohen, fröhlichen und optimistischen Abschluss hat. Das zeigt, dass eine Trauerfeier keine traurige Sache sein muss.

Es macht einen gewaltigen Unterschied ob ein Gotteskind in die Ewigkeit abberufen wird oder ob ein Mensch stirbt, der mit Jesus Christus und dem Glauben nichts am Hut hatte, dem aber dann der Himmel versprochen wird,
weil er als Säugling irgendwann mal getauft wurde.

Deshalb wollen wir stets unsere Endlichkeit im Blick behalten, was uns aber nicht daran hindern sollte unser Leben fröhlich und zuversichtlich, im Blick auf Gott, zu leben, in der Gewissheit, dass das Beste uns Schönste erst noch kommt.

Jörgen Bauer