Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt.
Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl.

Psalm 104, Verse 1, 14 und 15

Gottes Schöpfung ist mehr als nur rationale und funktionale Zweckmäßigkeit.
Es gibt ja die durch den Rationalismus geprägte (“wissenschaftliche”) Sichtweise, nach der alle Dinge nur nach ihrem Nutzen bewertet werden.

Die Vögel zwitschern dann nicht mehr, weil sie möglicherweise Freude am
Leben haben, sondern um damit ihr Revier abzugrenzen und Konkurrenten
zu vertreiben. Und der Hund kommt nicht etwas deshalb zu seinem
Herrchen, weil er sich diesem “freundschaftlich verbunden weiß”, sondern weil
es ihm allein um das Futter geht, dass er erwarten kann, wenn er um sein
Herrchen herumschwänzelt.

Wer eine solche Sichtweise verabsolutiert hat und auf alle Lebensbereiche
überträgt, leidet unter einer “perspektivischen Bewusstseinsverengung” und
“partiellen Blindheit”, wegen derer er zu bedauern ist.

Das Wort Gottes soll uns hier gesunden lassen und den Blick für die Wirklichkeit weiten. So bringt uns der Psalm 104 nicht nur die Wunder der
Schöpfung zu Bewusstsein, sondern lässt uns auch erkennen, dass es
darüber hinaus das Schöne, um seiner selbst willen gibt ohne dass man hier
immer eine funktionale Zweckmäßigkeit hineininterpretieren muss.

Und als Ebenbilder Gottes haben auch wir Menschen Sinn für Schönheit und
umgeben uns gern mit schönen Dingen, die keinen unmittelbaren Nutzen
haben, sondern uns nur erfreuen sollen. Daraus erwächst dann auch alles
künstlerische Schaffen (etwas was sich ebenso nicht mit einem tumben Evolutionismus erklaren lässt).

Wenn wir mit offenen Augen durch die Welt und die Natur gehen, kommen wir aus dem Staunen nicht heraus, wie, bis ins Allerkleinste, ja sogar bis ins
Mikroskopische hinein, alles im ästhetisch schönen Sinn gestaltet ist.

Wenn ich sehe, wie auch die winzigste Blüte unglaublich reich gegliedert ist,
stelle ich mir manchmal Gott als einen Künstler vor, der sein Werk betrachtet und dann hier und da noch einen kleinen Tupfer anbringt, bis es vollständig seinem Sinn für Schönheit entspricht.

Wir können auch das Spiel der Tiere beobachten und haben dabei den Eindruck, dass dies Ausdruck der Lebensfreude ist und nicht nur den Zweck hat, sich auf diese Weise zu trainieren um im Überlebenskampf den Schwächeren platt machen zu können. Und das Sozialverhalten der Tiere
dient sicher nicht nur der Arterhaltung.

Lassen wir uns deshalb immer wieder den Blick für Gottes herrliche Schöpfung
öffnen um dadurch zu Lob und Anbetung Gottes zu kommen. Und wenn dadurch unser Blick für Schönheit geschärft wird, stellen wir auf einmal fest,
dass es tatsächlich keine “hässlichen Menschen”, ja überhaupt nichts Geschaffenes gibt, was hässlich wäre, wie das unserem Vorurteil manchmal
scheinen mag.

Jörgen Bauer