Prüft aber alles, und das Gute behaltet.

1. Thessalonicher 5, Vers 21

Das Evangelium redet keinem blinden Gesetzesglauben und keiner geistigen
Uniformierung das Wort, wonach, ohne nachzuprüfen, bestimmte Regeln
und Sichtweisen vorgegeben werden und einzuhalten sind.

Die Welt, auch die Welt des Glaubens, ist so vielfältig, dass bei aller Treue
und allem Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort, eine gewisse Offenheit
unabdingbar ist, weil es in Detailfragen unterschiedliche Auffassungen gibt.

Hier ist zu sehen, dass unser Wissen und Erkennen Stückwerk ist, was zu
einer gewissen Toleranz verpflichtet. Toleranz heißt, abweichende Auffassungen zu ertragen und, im Sinne des heutigen Verses, das heraus-
zufiltern was brauchbar ist.

Das ist aber nur die eine Seite.

Im Kontext des heutigen Verses wird auf etwas anderes abgehoben, nämlich darauf, dass alle wahren Christen, also diejenigen, die das nicht nur dem Namen nach sind, den Geist Gottes in sich haben, der sie Dinge erkennen lässt.

Es geht also um mehr, als nur um gute und brauchbare Ideen aus dem Bereich der Welt und der Kirche. Es geht auch nicht nur um die psychologische Grunderkenntnis, wonach jeder die Welt durch die Brille seiner persönlichen Eigenarten und damit “anders” sieht, was natürlich auch für das Verstehen biblischer Texte gilt.

Es geht darum, dass wir aufeinander hören und das prüfen, was unsere
Mitchristen in geistlicher Hinsicht zu sagen haben. Das setzt voraus, dass wir
uns nicht klüger dünken oder meinen es besser zu wissen oder gründlicher
erkannt zu haben, als unsere Glaubensgeschwister.

Als Maßstab dient das Wort Gottes.

Daran ist zu prüfen, ob eine Aussage schwärmerisch ist, persönlichen Vorlieben entspricht oder falsch bzw. richtig ist.

Wenn wir merken, dass uns eine Aussage weiterbringt, indem uns plötzlich
etwas klar wird, dann sollen wir sie behalten und in unser Glaubensbild
einfügen.

Gemeinsames Beten in Gebetskreisen, Haus- und Bibelkreise, sind die Orte,
in denen Jesus, nach seiner Verheißung, selbst gegenwärtig ist und wo der Geist Gottes am Wirken ist. Natürlich ist er das auch in einer biblisch fundierten vollmächtigen Verkündigung.

Wenn wir alles prüfen wollen, um dabei etwas Gutes zu finden, müssen wir solche Orte aufsuchen.

Das Wort Gottes warnt im Übrigen ausdrücklich vor unnützen Streitereien,
und das sind Streitereien, in denen es darum geht, Recht zu behalten oder
eine, von uns als unverzichtbar wichtig angesehene Aussage, unbedingt anbringen zu wollen.

Deshalb gilt auch in Bibelkreisen: Nehmt einander an, so wie Christus uns angenommen hat und überlasst alles weitere dem Wirken des Heiligen Geistes.

Jörgen Bauer