Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl.

Jeremia 29, Vers 7

Wegen seines Ungehorsams gegenüber Gottes Weisungen ist das Volk Israel
nach Babylon ins Exil deportiert worden. Heute würde man dazu “Umsiedlung” sagen. Uns ist das als “Babylonische Gefangenschaft” bekannt. In Babylon ging es den “Gefangenen” materiell nicht schlecht. Gott fordert sie auf, dort Häuser zu bauen, Gärten anzulegen und Familien zu gründen. Viele kamen,
wie die Bibel berichtet, zu Ansehen und Wohlstand.

Die Gefangenschaft bestand darin, dass sie, fern der Heimat, in einer heidnischen Umgebung, leben mussten. Trotzdem sollen sie sich aber für
das Wohl des Landes, in das sie hinweggeführt wurden, einsetzen.

Ist aber auch der umgekehrte Fall denkbar? Dass das Volk Gottes nicht in
eine heidnische Umgebung deportiert wird, sondern, dass sich umgekehrt, das Heidentum im Volk Gottes ausbreitet? Das Heidentum gewissermaßen
zu uns “umgesiedelt” wird?

Auf diesen Gedanken könnte man kommen, wenn man die Situation in unserem Lande betrachtet. Die Christen, womit ich diejenigen meine, die das nicht nur dem Namen nach sind, müssen erkennen, dass sie in einem neuheidnischen Land leben, wo Gottes Gebote gröblich missachtet werden
und wo man die Lüge liebgewonnen hat (Lüge besteht nicht nur in unwahren
Behauptungen, sondern ist eine Lebenshaltung).

Wie einst in Babylon lässt es sich auch bei uns gut leben – nur vom Christentum ist nicht viel zu spüren, es sei denn man sieht die üblichen unverbindlichen, nach allen Seiten wohlwollenden philosophischen Betrachtungen, mit christlichem Anstrich, in denen ab und zu auch das Wort “Gott” vorkommt, als christliche Verkündigung an.

Warum könnten sich die bekennden Christen bei uns in einer solchen Lage befinden? Etwa deshalb weil sie ihrer Licht- und Salzfunktionen nicht nachgekommen sind, zu vielem geschwiegen und mitgemacht haben?

Jesus sagt, dass das Salz, das seine Kraft verliert, zu nichts anderem mehr taugt, als unter die Leute geworfen und zertreten zu werden. Sollte dieser Zustand bei uns eingetreten sein? Und wenn ja, wäre dann noch etwas zu retten?

Ich meine, dass es noch nicht zu spät ist! Noch können sich die Christen offen als solche bekennen. Es gehört allenfalls etwas Mut dazu. Noch haben sie alle Freiheiten. Noch gibt es unter den Politikern auch bekennende Christen.

Was wäre also zu tun?

Ich meine, sich nicht länger in falscher Bescheidenheit zurückzuhalten.

Flucht vor der “bösen Welt”, mit der man nichts zu tun haben will, wie es manchen als christliches Ideal erscheint, kann schon deshalb nicht der richtige Weg sein, weil auch die staatliche Ordnung Teil der göttlichen Schöpfungsordnung ist. Paulus führt das im Römerbrief, Kapitel 13, ausführlich aus.

Wenn sich Christen politisch betätigen tun sie deshalb, zumindest bei uns, nichts Falsches. Ganz im Gegenteil. Und wenn Christen widersprechen und sich dafür einsetzen, dass Gottes Gebote und Ordnungen in politische Entscheidungen einfließen und wenn sie die unterstützen, die das tun, können sich nicht falsch liegen.

Christen, die sich aus allem raushalten überlassen den Neuheiden und Widersachern das Feld und sägen damit an dem Ast, auf dem sie sitzen.

Darüber lohnte es sich nachzudenken.

Jörgen Bauer