Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und
die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat,
Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;

Jesaja 9, Vers 5

Passt der heutige Vers überhaupt zum 1. Advent?

Gehört der nicht ganz eindeutig zum Weihnachtsfest, an dem der Geburt
des Kindes gedacht wird, von dem Jesaja hier spricht? Denn es handelt
sich doch ganz eindeutig um Jesus, und dessen Geburt feiern wir erst in
drei Wochen!

Ich behaupte aber, dass dieser Vers ebenso zum Advent passt. Denn
Jesaja hat schon 700 Jahre vor der Geburt Jesu, von dieser Geburt so
gesprochen, als wenn sie bereits geschehen wäre, obwohl er sich
noch in einer Adventszeit, in einer Zeit der Erwartung, befand.

In der heutigen Betrachtung geht es aber nicht um 700 Jahre, sondern
nur noch um die drei Wochen bis zum Weihnachtsfest, und zudem war diese Geburt tatsächlich schon vor 2000 Jahren, weshalb sich die einst prophetische Aussage des Jesaja längst erfüllt hat und jederzeit, als bereits geschehen, bezeugt werden kann – und das nicht nur an Weihnachten, sondern auch am
1. Advent und an allen Tagen des Jahres!

Was mir am heutigen Vers auffällt, sind die Titel, die diesem Kind gege-
ben werden, worunter die Worte „Gott-Held“ und „Ewig-Vater“ nochmals
besonders auffallen, denn das sind Begriffe, die nur Gott zustehen.

Das Kind, um das es hier geht, ist demnach nicht einfach ein Kind, son-
dern das ist Gott selbst, der hier Mensch wird. Und das zieht sich durch
die gesamte biblische Prophetie bis es dann von Jesus selbst bezeugt
wird und seine Jünger nach und nach erkennen, wer Jesus ist: Der Sohn
des lebendigen Gottes und nicht nur das. Er ist, zusammen mit Gott, auch der Weltenschöpfer.

Hier wird erkennbar, welche Bedeutung Jesus Christus für uns hat, dass
Gott ohne ihn nicht vorstellbar ist weil Jesus Christus untrennbar mit Ihm
verbunden ist und dass Jesus abzulehnen, folgerichtig von Gott trennt.
Er, Jesus Christus, ist die Verbindung, der Weg zu Gott.

Da müssen dann auch alle Streitereien hinsichtlich der Trinität Gottes
enden, die für uns unvorstellbar bleibt, was aber, wie alles Unvorstellbare,
nicht gegen diese spricht.

Für das Miteinander von Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiligen Geist hat die
christliche Theologie die Lehre von der Trinität entwickelt, welche die Wirk-
lichkeit Gottes, wie alle menschliche Lehre, nur ansatzweise erahnen kann.

Ein ähnliches Mysterium ist die Verbindung zwischen Gottheit und Mensch-
heit. Einmal der geschaffene Mensch, der Ebenbild Gottes ist, dann der
ewige Gott der zum Menschen wird und am Ende die Verheißung, mit Gott
in alle Ewigkeit vereint zu sein und mit Ihm zu regieren.

Jesus Christus ist als Mensch den untersten Weg gegangen, hat sich den
Mühseligen und Beladenen zugewandt und sich nicht wie ein weltlicher
Herrscher aufgeführt – aber er war auch dabei immer ein König.

Von daher widerstrebt es mir, wenn Jesus als „gutmenschlicher Sozialar-
beiter“, „Religionsstifter“ oder „gescheiterte Existenz“ dargestellt wird.

Der immer gleiche Leitspruch zum 1. Advent sagt auch hier etwas ganz
anderes:

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Sacharja 9, 9

Darauf dürfen wir uns freuen. Und das nicht nur rückschauend, sondern
auch vorausschauend. Denn Er kommt wieder! Diesmal für alle sichtbar,
als Herr aller Herren und König aller Könige.

Jörgen Bauer