Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er.

Matthäus 11, Vers 11

Dieser Vers zeigt neuerlich, dass Gott Maßstäbe anlegt, die uns unerklärlich bleiben, weil sie mit unseren menschlichen Maßstäben nicht in Einklang zu bringen sind.

Wie den Evangelien zu entnehmen ist, war Johannes der Täufer, als Wegweiser auf Jesus Christus, ein sehr bemerkenswerter Mann, auf den bereits die alttestamentliche Prophetie hinweist. Jesus nennt ihn größer als alle, die vor ihm waren.

Bis hierher ist das verstehbar, denn Johannes der Täufer ist derjenige auf den bereits im Propheten Maleachi (Maleachi 3) hingewiesen wird. Mit Johannes dem Täufer wird das Alte Testament abgeschlossen und es beginnt etwas völlig Neues, für das Johannes der Täufer der Wegbereiter ist.

Johannes der Täufer steht so an der Schwelle vom Alten zum Neuen Bund.

Aber wieso ist der Kleinste im Himmelreich größer als Johannes der Täufer? Müsste er nicht eigentlich zu den ganz Großen gehören?

Zu den Kleinsten im Himmelreich dürfen wir uns sicher auch zählen, wenn wir Jesus nachfolgen. Aber warum sollen wir dann größer als Johannes der Täufer sein? Welche Verdienste haben wir denn aufzuweisen?

Jesus würde hier vielleicht sagen, dass es Ihm nicht auf Verdienste ankommt und uns dann erklären, dass wir als Christen, im Gegensatz zu Johannes dem Täufer, über eine Erkenntnis verfügen, die Johannes dem Täufer noch nicht in dieser Deutlichkeit klar sein konnte (Matthäus 13, 17).

Im Gegensatz zu Johannes dem Täufer wissen wir um das Erlösungswerk Jesu Christi, um Sein Leiden und Sterben, Seine Auferstehung von den Toten, Seiner Himmelfahrt und von der Zusage Seiner Wiederkunft.

Diese Gewissheiten sind von so elementarer Bedeutung, dass sie alles bis dahin Gewesene so weit in den Schatten stellen, so dass es Jesus nur so sagen konnte, wie es uns im heutigen Vers bezeugt wird.

Dass Johannes der Täufer, der jetzt beim Herrn in der Ewigkeit ist, das jetzt auch weiß, tritt dahinter zurück, weil Jesus hier auf das irdische Wirken abhebt.

Darauf, dass es sich bei dem Wissen um das Erlösungswerk Jesu um ein Exklusivwissen handelt, hebt auch Petrus ab, in dem er, bezogen auf die Propheten des Alten Bundes, von denen Johannes der Täufer der Letzte ist, schreibt:

Ihnen ist offenbart worden, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienen sollten mit dem, was euch nun verkündigt ist durch die, die euch das Evangelium verkündigt haben durch den heiligen Geist, der vom Himmel gesandt ist, – was auch die Engel begehren zu schauen.
1. Petrus 1, 12

Selbst die heiligen Engel sind an dem interessiert, was uns kundgetan wurde. Es ist in der Tat, „eine große Freude, die allem Volk widerfahren ist“, wie es der Engel des Herrn später in der Weihnachtsgeschichte verkünden durfte.

Ist uns eigentlich bewusst, wie großartig die Botschaft des Evangeliums ist, an der doch so viele achtlos vorübergehen und an die wir uns vielleicht schon so gewöhnt haben, dass uns das Besondere an ihr schon gar nicht mehr auffällt? Auch darüber kann in der Adventszeit nachgedacht werden.

Aber während Johannes der Täufer der Wegweiser auf den Ersten Advent der Weltgeschichte ist, sind wir die Leute des Zweiten Advents, denn Petrus weist sogleich auf unseren Wandel als Christen hin, mit der wir zum Zeugnis für die Welt und damit unsererseits zu Wegweisern auf Jesus Christus werden.

Und dazu passt dann auch der jedes Jahr gleiche Wochenspruch zum 3. Sonntag im Advent:

Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe der Herr kommt gewaltig.
Jesaja 40, 3,10

Deshalb wolle es Gott schenken, dass wir Wegweiser und Wegbereitet auf Jesus Christus und den Zweiten Advent sind, denn der Herr wird ganz gewiss und ganz gewaltig kommen!

Jörgen Bauer