Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf
den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern
hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag
und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken
nicht. Und was er macht, das gerät wohl.

Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind
verstreut. Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die
Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der HERR kennt den
Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.

Psalm 1, Verse 1 bis 6

Ganz am Anfang der Psalmen werden zwei Lebensentwürfe gegenüber
gestellt, die von zeitloser Gültigkeit sind, und die deshalb sicher nicht
ohne Grund an den Anfang der Psalmen gestellt wurden.

Eigentlich ist dies das Generalthema, unter dem das Wort Gottes und
unter dem damit alle Verkündigung steht. Es geht um das richtige und
das falsche Lebenskonzept und damit um Gericht und Gnade. Es geht
um die Einladung zu Gott, die man annehmen oder ausschlagen kann.

Ewige Trennung von Gott und damit Gericht für diejenigen, die die Einla-
dung ausschlagen und damit im Zustand des von Gott getrennten natür-
lichen Menschen verharren, Gnade für diejenigen, die sich einladen und
neu machen lassen und damit in der Gegenwart Gottes bestehen kön-
nen.

Dies ist das Thema, um das es im Wort Gottes geht, das eine Gebrauchs-
anleitung für unser Leben sein will, durch die wir an das Ziel gelangen, das
Gott für unser Leben vorgesehen hat.

Wenn wir uns umschauen und wahrnehmen, was in der Welt und insbe-
sondere auch in unserem Land geschieht, erkennen wir, dass die Aus-
sagen des 1. Psalms nach wie vor hoch aktuell sind. Und das werden
sie auch bleiben, bis der Herr wiederkommt.

Wie ist der gegenwärtige Zustand?

Im Vergleich zu anderen Teilen der Welt lebt es sich hierzulande sehr
komfortabel. Das auch dann, wenn über dieses oder jenes geklagt wird,
denn wenn wir klagen, dann klagen wir auf hohem Niveau.

Das Charakteristische an unserer Gesellschaft ist, dass sie pluralistisch
und damit relativistisch ist. Dadurch verschwimmen die Unterschiede zwi-
schen richtig und falsch, zwischen gerecht und ungerecht, zwischen gut
und böse, immer mehr. Entsprechend vieldeutig und unverbindlich sind
die Normen, die sich unsere Gesellschaft gibt.

Dadurch eröffnet sich ein breites Feld von Möglichkeiten, auf dem im Grun-
de jeder tun und lassen kann was er will. Und wenn jemand gegen die, trotz
allem noch vorhandenen, allerdings oftmals vieldeutigen Regeln verstößt,
kann er mit milden und verständnisvollen Richtern rechnen. Es sei denn,
dass er gegen Tabus verstößt, „wo man wirklich keinen Spaß mehr versteht“.

Das alles hat durchaus seine Vorteile. Wir alle, Christen eingeschlossen, ge-
nießen dadurch ein hohes Maß an Freiheit, und es stehen uns viele Möglich-
keiten offen. Deshalb dürfen wir froh sein, dass es so ist. Es wäre schlecht,
wenn es anders wäre. Aber wie alles, hat auch das seine Schattenseiten.

Wie sehen diese aus?

Da alles unverbindlich ist, scheint keiner mehr zu wissen, was eigentlich
Sache ist. Es fehlt an klaren und verbindlichen Normen. Es fehlt an Orien-
tierung, und das führt auf allen Ebenen zu Unsicherheiten.

Manches, was bei uns läuft, könnte unter der Überschrift stehen: „Wir wis-
sen zwar nicht was wir wollen, aber das mit ganzer Kraft!“

Und genau das ergibt den Boden, auf dem es zu einer Überproduktion von
Spreu kommt. Spreu zeichnet sich dadurch aus, dass sie sofort vom Wind
verweht wird. Da bleibt nichts zurück, was einen Nährwert oder festen Be-
stand hätte.

Eben deshalb ist es so wichtig, dass es Menschen gibt, die, im Sinne des
1. Psalms, „Lust am Gesetz des Herrn“ haben. Wir würden dazu heute
„Freude am Wort Gottes“ und „ständiges Befassen mit dem Wort Gottes“
sagen.

Denn diese Menschen können Orientierungshilfen geben, der Unverbind-
lichkeit entgegenwirken und damit eine wichtige Funktion innerhalb der
Gesellschaft erfüllen. Sie sind, nach Jesu Worten, Salz und Licht für die
Welt.

Es ist nun mal eine erwiesene Tatsache, die sich immer wieder bestätigt,
dass der Glaube, und zwar nicht irgend ein Glaube, sondern der im Wort
Gottes gegründete Glaube, eine Kraft ist, von der gewaltige Wirkungen
ausgehen.

Darüber gibt es sehr beeindruckende Berichte und Zeugnisse. Nicht zuletzt
wurzelt unser abendländischer Kulturkreis auf dem, was uns in der Bibel,
als dem Wort Gottes, überliefert ist. Und das blieb nicht auf Europa be-
schränkt, sondern hat nachhaltig in alle Länder und Kulturen hineingewirkt.

Die ganze Bibel bezeugt die Kraft und Macht Gottes, und deshalb kann
auch der 1. Psalm davon sprechen, dass denen alle Dinge wohl gelingen,
die sich am Wort Gottes orientieren. Und das gilt für Einzelpersonen eben-
so, wie für ganze Staatsgebilde.

Deshalb sind wir als Christen nach wie vor gerufen unserer Salz- und Licht-
funktion nachzukommen.

Wenn bei uns Dinge geschehen, die uns nicht gefallen wollen, dann muss
das nicht unbedingt an den Kräften und Einflüssen liegen, die dem Glauben
entgegengesetzt sind. Die Ursache für Fehlentwicklungen kann auch darin
liegen, dass die Salzkraft der Christenheit nachgelassen hat.

Und davor warnt Jesus, weil das Salz, das nicht mehr salzt „entsorgt“ wird.
Lassen wir uns deshalb warnen und daran denken, dass von dem hohen
Maß an Freiheit, den unsere Gesellschaft bietet, selbstverständlich auch
die Christen Gebrauch machen dürfen! Tun wir das also!

Jörgen Bauer