Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heiligtum, das mit
Händen gemacht und nur ein Abbild des wahren Heiligtums ist,
sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht
Gottes zu erscheinen;
Hebräer 9, 24

Jesus ist nicht nur als Mensch auf Erden erschienen, sondern, nach seiner
Himmelfahrt, auch vor dem Angesicht Gottes, um dort für uns seinen
hohepriesterlichen Dienst zu vollbringen, eine Sache, mit der sich der Brief an die Hebräer eingehend befasst.

Jesus Christus wird im Hebräerbrief als der „Mittler des Neuen Bundes“
bezeichnet. Diese Mittlerrolle nahm zu Zeiten des Alten Bundes, also im Alten
Testament, der Priester ein, der zwischen dem Volk und Gott vermittelte und
die für Gott bestimmten Opfer darbrachte.

Vor dem heiligen und absolut gerechten Gott muss für die Sünde ein hoher
Preis gezahlt werden: Er kostet das Leben. Da Gott aber keine Menschen-
opfer will, traten im Alten Bund Opfertiere an die Stelle des Menschen.

Im Neuen Bund wurde der Preis für die Sünde ein für allemal durch Jesus
Christus bezahlt, der damit gleichzeitig Opferlamm – „Lamm Gottes, das
der Welt Sünde trägt“ – und Hohepriester ist, der die Versöhnung mit Gott
bewirkt, weshalb es keiner Opfertiere und keiner menschlichen Priester
mehr bedarf.

Durch Jesus Christus haben wir nunmehr unmittelbaren Zugang zu Gott.
Das ist das Einmalige im Christentum.

Dass uns der Opfergedanke – von dem im Übrigen alle Religionen wissen –
fremd geworden ist und altertümlich und archaisch erscheint, zeigt nur, wie
weit wir uns von Gott entfernt haben und deshalb geneigt sind, nur noch ei-
nen „lieben Gott“ zu akzeptieren, für den Sünde ein Fremdwort ist.

Und das ist der große und verhängnisvolle Irrtum!

Gottes Liebe, Güte und Barmherzigkeit besteht nicht darin, dass ER die Au-
gen zudrückt, sondern dass er uns die Möglichkeit zur Vergebung gibt und
das umsonst, weil Jesus bereits für uns bezahlt hat.

Bei der Schuld, die Menschen auf sich laden können, geht es um ganz
reale Dinge, unter denen die Betroffenen ganz konkret leiden und die man
nicht als „Einbildung“ oder „eingeredet“ abtun kann.

Durch die Hilfe von Therapeuten kann eine Schuld zwar erkannt und eine Hal-
tung zu dieser eingenommen werden; aber dadurch wird sie nicht hinweg ge-
nommen. Wer hier erleben durfte, dass Jesus Christus Schuld vergeben und
hinweg nehmen kann, hat dies als eine Erlösung erlebt durch die ein Neuan-
fang möglich würde.

Auch die, aufgrund unserer Natur oftmals unvermeidbaren „kleine Sünden“,
sind belastend, und der Christ erlebt es deshalb täglich als wohltuend, dass
er aus der Vergebung leben kann. Was nicht heißt, dass wir mutwillig oder
leichtfertig sündigen, nach dem Motto, „Gott wird uns das schon vergeben“.

Mit der Vergebung Gottes hängt ganz eng zusammen, dass wir auch unserer-
seits vergeben, wenn uns jemand Unrecht getan hat. Nur dann kann uns auch
Gott vergeben!

Danken wir dem Herrn Jesus Christus, dass er bei uns als Mensch und bei
Gott als Versöhner erschienen ist.

Jörgen Bauer