Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.

Römer 7, Verse 18 und 19

Als meine Frau und ich, vor nunmehr 40 Jahren, heirateten, führten wir
mit dem zuständigen Pfarrer das übliche Traugespräch. Ich war zwar Glied der
Kirche, aber gesinnungsmäßig längst ein Atheist, weshalb ich dem Pfarrer
erkläre, dass ich nicht glaube, sondern als Gegenleistung für meine Kirchensteuer lediglich eine “anständige kirchliche Feier” wünsche.

Ich sagte dann noch, dass man sich sicher nicht beliebt mache, wenn man
dauernd von Jesu rede. Die harsche Antwort des Pfarrers, die mich zugegebenermaßen sehr beeindruckte, war: “Es ist nicht meine Aufgabe mich
beliebt zu machen, sondern Jesus Christus zu verkündigen”. Diesen Satz
habe ich bis heute nicht vergessen und zu meinem eigenen gemacht!

Der Pfarrer schenkte mir zum Abschied eine “Gute Nachricht” (Neues
Testament im heutigen Deutsch) die jahrelang im Schrank stand und
nach der ich eines Tages, mehr aus Langeweile, griff.

Zufälligerweise schlug ich Römer 7 auf, wo ich auf die obigen Verse stieß.
Und die rissen mich förmlich von Stuhl, denn ich hatte den unabweislichen
Eindruck persönlich damit gemeint zu sein und hatte das Gefühl, dass
Paulus mich gekannt haben musste und das extra wegen mir in den
Römerbrief geschrieben hatte, denn ich fühlte mich durch diese Verse
ertappt.

Denn was wollte ich nicht alles an Gutem bewirken und was kam am Ende
dabei heraus? Und wieviel Streit und Zank gab es bei meinem Tun, das
natürlich “immer nur in bester Absicht”, erfolgte, von den anderen aber
nicht immer “eingesehen” wurde!

Und da wurde mir klar, dass diese Aussage für alle Menschen gilt, von der
selbst ein “so frommer Mann”, wie der Apostel Paulus, keine Ausnahme macht.

Denn hört man die Menschen so reden, wollen alle immer nur das Beste.
Angefangen bei den Eltern, über die Lehrer, Chefs, Politiker usw. Und glaubt man den Traueranzeigen und den Trauerreden, sterben immer nur herzensgute Menschen. Demnach müsste die Welt ein Paradies sein, was sie
aber nicht ist.

Etwas sarkastisch könnte man natürlich anmerken, dass das kein Wunder ist, denn wenn immer nur die Herzensguten sterben, müssen die Bösen demnach unsterblich sein und dadurch die Welt “versauen”.

An der Aussage des Apostels Paulus wird aber deutlich, wie wir Menschen uns ständig selbst betrügen und unseren eigenen Lügen glauben. Das zeigt unsere ganze Verkehrtheit und unser zutiefst gestörtes Verhältnis zur Wahrheit. “Die Welt will betrogen sein”, wie es schon ein klassisches Zitat aussagt. Und unser früherer Pfarrer sagte uns Konfirmanden immer: “Merkt euch eins: alles können die Leute vertragen und eines nicht, die Wahrheit!”

Als Christen wollen wir uns aber der Wahrheit stellen. Ein Kranker kann nur geheilt werden, wenn er Einsicht zeigt und sich helfen lässt. Und Paulus fährt in Römer 7 fort, in dem er auf Christus, als den Heiland weist, der uns aus unseren tödlichen Verstrickungen befreien und zu Gott und ins ewige Leben leiten kann.

Weil das so ist, fing ich damals damit an, diesen Weg zu beschreiten, wobei
auch ich erfahren konnte, dass Gott alles zum Besten wendet und alles in meinem Leben eine Wende zum Guten genommen hat.

Jörgen Bauer