Betet ohne Unterlass!

1. Thessalonicher 5, 17

Ist diese Aufforderung nicht etwas sehr übertrieben? Wie soll das vor sich
gehen, “ohne Unterlasse zu beten”? Schließlich muss man ja auch Essen und
Schlafen und vor allen Dingen auch arbeiten!

Beten und arbeiten, mag ja noch angehen, aber “ohne Unterlass beten”?

Hierzu ist anzumerken, dass “Beten ohne Unterlass” nicht bedeutet einen
neuen Rekords im Guinness Buch der Rekorde anzustreben. “Beten ohne
Unterlass”, meint beständiges Beten – damit ist nicht das Aufsagen endloser Gebetstexte gemeint – und für beständiges Beten gibt es in der Bibel jede Menge Aussagen.

So fordert Jesus zum Beten ohne nachzulassen auf, ebenso die Apostel, die
an verschiedenen Stellen zum anhaltenden Gebet auffordern, und ebenso wird
über wunderbare Gebetserhörungen berichtet. Und diese gibt es bis heute.

Beten heißt also nicht viele Worte zu machen, wie die Heiden, die meinen durch viele Worte zu beeindrucken (wir sollen nicht viel plappern, wie die Heiden, sagt Jesus) sondern heißt in steter Verbindung mit Gott zu bleiben, die auch dann nicht abreißt, wenn wir mit alltäglichen Dingen beschäftigt sind,
weil auch dabei immer wieder Gedanken und Worte an Gott gerichtet werden.

Das ist ganz ähnlich, wie man auch zu geliebten Menschen, eine ständige,
innere Verbindung hat.

Mir geht es so, dass ich mich dabei als Glied in einer langen Kette erlebe, die
mit Abraham anfängt und weiter in die Zukunft weist. Durchs Gebet bekommt man Anteil an der Welt Gottes, und die Aussage in Epheser 2, 19
“So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen”, bestätigt sich plötzlich auf unerwartete
Weise.

“Wir sollen unser Leben allezeit in der Gemeinschaft mit Gott leben”, sagte der heilige Franz von Assisi, und ich stelle mir vor, dass man bei dieser Art zu
leben, nie einsam sein kann. Mir fällt dazu die Zeile, “der lässt niemand einsam sein, weder Tag noch Nacht”, ein, das zu einem Lied gehört, das ich vor 50 Jahren in der Jungenschaft gesungen haben und an dessen Titel ich mich nicht mehr erinnere.

Wie wichtig das Gebet ist, das ich früher mehr als eine Formsache ansah, ist mir im Laufe der Jahre mehr und mehr bewusst geworden, weshalb ich dazu ermutige nicht nachzulassen, so wie es bereits in Apostelgeschichte 2, 42 bezeugt wird:

Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

Jörgen Bauer