Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.
2. Mose 33, 20

Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Hebräer 10, 31

Wie lieb ist der “liebe Gott”? Diese Frage scheint viele gläubige Menschen zu
bewegen, denn wenn man diese Frage in “Google” eingibt, erscheint eine
ganze Litanei von Betrachtungen zu diesem Thema.

Und auch ich habe mich in der Art, wie ich es heute tue, erst vor kurzem in einer Andacht geäußert. Nun will ich niemand durch Wiederholungen langweilen, aber aufgrund einer jetzt wieder gemachten Erfahrung meine
ich, dass es wichtig ist, auf diese Thematik immer wieder hinzuweisen.

Dadurch, dass fast nur noch von der “Liebe Gottes” unter der Prämisse “seid
nett zueinander, Gott liebt euch alle”, gepredigt wird, ist es hier zu einem sehr
einseitigen Gottesbild gekommen, wo die Neigung besteht, in Gott so etwas
wie einen nachsichtig-gutmütigen Großvater oder Weihnachtsmann zu sehen.

Einem Mose, der ein Freund Gottes war, von dem es heißt, dass Gott weder vor noch nach ihm, ein so enges Verhältnis zu einem Menschen (Jesus ausgenommen) hatte, sagt Gott, dass auch er, Mose, IHN nicht sehen kann,
weil auch Mose das nicht überleben würde.

Die unmittelbare Gegenwart des heiligen und gerechten Gottes, wäre für uns
Menschen tödlich. In Gottes Gegenwart müsste der Sünder vergehen, wie
Butter an der Sonne. Gott würde uns bis in die tiefsten Tiefen unseres Innern
durchschauen, wobei alles offenbar würde, was wirklich in uns ist, und das könnte kein Mensch ertragen.

Von jedem von uns gibt es drei Bilder: Einmal das, was wir selbst von uns
haben, dann das, was andere von uns haben und dann das, wie wir wirklich sind. Und so sieht uns Gott. Und dieses Bild ist sehr erschreckend.

Gottes Gegenwart löst deshalb Schrecken aus. Deshalb lesen wir in der Bibel, wenn es um Offenbarungen Gottes geht, immer wieder zuerst die Worte “Fürchte dich nicht” bzw. “Wehe, ich vergehe”, auf seiten des Menschen.

Jesus Christus ist die für uns bekömmliche Ausgabe von Gott. Er ist die
dem Menschen zugewandte Seite des Schöpfers aller Dinge. Gott zeigt hier, dass ER ein Gott der Liebe ist, der Gemeinschaft mit uns Menschen haben möchte, aber diese dazu zuvor auf sein Niveau heben muss, damit sie IHN einmal in enger Gemeinschaft von Angesicht zu Angesicht sehen können, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Jesus Christus hat durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen für uns den Weg zurück zu Gott frei gemacht. An uns liegt es, von diesem Angebot
Gebrauch zu machen, damit wir von Gott heilig und gerecht gesprochen werden und IHM damit ebenbürtig sind.

Denn wenn uns Gott durch den Glauben gerecht gesprochen hat, dann sieht er uns so, wie er seinen Sohn sieht: Nämlich als heilig und gerecht.

Andernfalls gilt: Schrecklich ist’s in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Auch hierin hat sich Gott, der sich als der Ewige immer gleich und sich selbst treu bleibt, nicht im Geringsten verändert.

Darauf gilt es immer wieder und mit großem Ernst hinzuweisen und sich nicht
auf das Billigangebot der “billigen Gnade” einzulassen, wonach es ausreicht,
irgendwann einmal getauft worden zu sein.

Jörgen Bauer