Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht.
Und nach einer kleinen Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich. Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn. Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Matthäus 26, Verse 72 bis 75

Eigentlich ist diese Geschichte so typisch menschlich.

Da macht einer große Versprechungen, und wenn es dann wirklich gilt, kneift er auf eine geradezu jämmerliche Weise.

Wie sagte Petrus doch gleich zu Jesus?:

“Und wenn ich mit dir sterben müsste, will ich dich nicht verleugnen.”
(Matthäus 26, Vers 35).

Und als sich Petrus dann zu Jesus bekennen sollte, verleugnete er diesen auf eine geradezu schändliche Art und Weise, in dem er Stein und Bein schwor, Jesus überhaupt nicht zu kennen. Und dabei befand sich Petrus in keiner kritischen Lage, in der es um Leben oder Tod gegangen wäre.

Weil ein solches Verhalten “typisch menschlich” ist, haben wir keinen Grund,
uns über Petrus zu erheben. Ganz im Gegenteil. Die Männer der Kirche wussten um unsere menschliche Art, “des großen Munds und des Nichts dahinter”, weshalb uns die Hähne auf den Kirchturmspitzen bis heute an die
Verleugnung des Petrus erinnern und uns davor warnen, den Mund zu voll zu nehmen.

Wie kam Petrus überhaupt in diese Situation?

Petrus wollte wissen, wie es mit Jesus weitergeht, weshalb er der Kolonne,
die Jesus gefangen abführte, in angemessenem Abstand, folgte und auf diese
Weise bis in den Palast des Hohenpriesters gelangte.

War es Neugier, mitmenschliches Interesse oder wollte er zeigen, dass er
Jesus tatsächlich auch bis hierher nachfolgt oder war es von Allem etwas, das Petrus hier trieb? Wir wissen es nicht, und es wird darüber auch nichts berichtet.

Sicher ist nur soviel, dass Petrus ohne Auftrag und aus eigenem Antrieb handelte, und das scheint hier entscheidend zu sein, denn dadurch kam er
unvorhergesehen in eine Situation, mit der er nicht gerechnet hatte und auf die er nicht vorbereitet war. Heute würde man sagen, dass Petrus von der Situation “überfordert” war.

Es ist ein Unterschied, ob wir vor die Obrigkeit gezerrt werden und die Zusage haben, dass uns hier der Geist Gottes die rechten Worte eingibt oder ob wir uns unnötigerweise in Gefahr begeben.

Wir können daraus lernen, uns nicht unnötig Risiken auszusetzen, denen wir möglicherweise nicht gewachsen sind. Er ist Gott, der uns, ohne unser Zutun, in Situationen bringt, in denen wir uns dann bewähren müssen.

Petrus wurde sich anschließend seines schreckliches Versagens bewusst, und er bereute dieses zutiefst. Durch diese Umkehr konnte Jesus ihm sein Fehlverhalten vergeben.

Jörgen Bauer