Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.

Johannes 8, Vers 7

Ich bin nicht katholisch und deshalb könnte es mir egal sein, was mit dem
Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geschieht, der derzeit den
Blätterwald zum Rauschen bringt und für eine aufgegeilte mediale Erregung sorgt.

Aber mich widert dieses heuchlerische, selbstgerechte Geschwurbel ebenso an,
wie vor einiger Zeit die Medienhatz gegen den Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff.

Die Sache mit dem Limburger Bischof hat allerdings noch eine weitere und nicht unbedeutende Dimension:

Er ist ein Mann der katholischen Kirche. Und nachdem sich gerade die katholische Kirche als “Allein selig machend” und moralische Instanz versteht, die sich von Sündern abgrenzt – man denke an Geschiedene – wiegt das, was dem Limburger Bischof angelastet wird, besonders schwer und ist ein gefundenes Fressen für alle, die etwas gegen die Kirche und den christlichen Glauben haben.

Da nützt es auch nichts, auf die Milliardenbeträge zu verweisen die bislang beim
Berliner Flughafen versenkt wurden oder auf das Bundeskanzleramt, das an die
250 Millionen DM gekostet haben soll. Bundeskanzler Kohl hatte damals erklärt, dass die Kosten unter 400 Millionen DM bleiben würden. Wie hoch die Kosten
dann wirklich waren, weiß ich nicht. Auch sonst wurde und wird bis heute viel verschwendet, was aber niemanden stört.

Anders bei der Kirche. Das Affäre um den Limburger Bischof wird jetzt zum Anlass genommen, die gesamte katholische Kirche, hinsichtlich ihrer Finanzen, besonders in Augenschein zu nehmen, wobei es weniger um Fakten, sondern mehr um Stimmungsmache geht, bei der man es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen muss.

Die “ersten Erfolge”, in Form von Kirchenaustritten, sind bereits eingetreten.

Aber warum treten, in diesem Fall Katholiken, aus ihrer Kirche aus? Das ist
eigentlich nur vorstellbar, wenn sie bislang an die Kirche und ihre Amtsträger,
im Fall von Limburg, an den dortigen Bischof, geglaubt haben und nicht an Jesus Christus, als den eigentlichen Herrn der Kirche.

Ist Christus aber der Herr der Kirche, dann ist diese der Leib Christi, der aus
Sündern und fehlbaren Menschen besteht, die allesamt der ständigen Vergebung bedürfen, angefangen beim Papst bis hin zum letzten Kirchgänger. Und da könnte es sein, dass die katholische Kirche hier ein Problem in ihrem Selbstverständnis hat, das reformbedürftig ist. Aber es steht mir nicht zu, mich darüber auszulassen.

Die Lehre, die wir uns hier als Christen aller Couleur ganz dick hinter die Ohren schreiben sollten, ist die, dass wir, wenn wir bekennende Christen sind, unter besonderer Beobachtung stehen.

Deshalb sind Demut und Bescheidenheit, anstelle vollmundiger öffentlicher Bekenntnisse angesagt, an denen wir gemessen werden.

Einfaches Beispiel:

Wenn die Kinder eines Pfarrers, kirchlichen Mitarbeiters oder stadtbekannten
Christen etwas klauen oder sich daneben benehmen, wiegt das schwerer, als wenn es die Kinder eines Hartz IV Empfängers sind – wobei, um Gottes Willen, nichts gegen Hartz IV Empfänger gesagt sein soll.

Zwar sind von Gott alle Menschen gleich geliebt und gleich viel wert, und als Christen sollten wir das auch nie anders sehen – die Frage ist hier aber nicht die, was gerecht und was ungerecht ist, sondern wie das die Leute sehen, und danach werden wir beurteilt und behandelt, egal ob es richtig oder falsch ist.

Das lasst uns immer bedenken.

Jörgen Bauer