Gott spricht:

Das aber ist ein Fasten an dem ich Gefallen habe:

Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn. und entzieh dich nicht deinem
Fleisch und Blut!

Jesaja 58, Verse 6 und 7

Die Passionszeit, die Zeit vor Karfreitag und Ostern, ist traditionsgemäß die
Fastenzeit. Unter Fasten, von dem mancher sehr viel hält, wird zumeist eine Kasteiung verstanden, wobei man sich gewisse Dinge versagt.

Diese Art von Fasten hat ganz sicher seine Vorteile, sofern es dazu beiträgt, sich neuerlich auf das Wesentliche und eigentlich Wichtige zu besinnen.
Und die Bibel kennt ein Fasten, das im Verzicht auf die Nahrungsaufnahme besteht, so wie es auch von Jesus praktiziert wurde. Fasten und Beten werden
als Voraussetzung für eine Gebetserhörung genannt.

Fasten kann zudem eine gesundheitsfördernde Wirkung haben. Unter anderem
kann der Kopf kann frei zum Denken und mit neuen Sinninhalten gefüllt werden.

Der Jesaja-Text, in dem es um das rechte Fasten geht, war Predigttext für den
letzten Sonntag, und obwohl mir die Aussagen aus Jesaja bekannt sind, haben
sie mir doch neuerlich die Augen geöffnet. Gott geht es nämlich überhaupt nicht um Kasteiungen aller Art, sondern um ein Tun zugunsten unserer Nächsten. Und das hört man nicht so gern.

Solche Texte, wie die obigen Verse, die von uns etwas fordern, werden deshalb als weniger angenehm empfunden und deshalb gern überlesen. Da sollten wir
ehrlich sein und uns das eingestehen. Auch ich gestehe, diesen Text als wenig angenehm zu empfinden, weil ich zuerst an die Kosten denke, die mir entstehen, wenn ich gebe und teile.

Aber gerade deshalb will ich mich dieser Aussage in Jesaja stellen und mich nicht länger drücken.

Das Geben und Teilen hat nämliche eine große Verheißung. Zum einen bewirkt Geben und Teilen großen Segen und zum anderen Gebetserhörung. Die Gebetserhörung war das Thema der gestrigen Andacht. Und vielleicht ist unsere “Sparsamkeit” mit ein Grund dafür, wenn Gebete nicht erhört werden.

Bei unserem Netz an sozialen Sicherungen – für die wir jede Menge Steuern zahlen (und damit gewissermaßen zum Geben und Teilen gezwungen werden) wird man hierzulande kaum auf einen Hungrigen oder Nackten treffen und auch für Obdachlose gibt es Möglichkeiten.

Aber damit können wir uns nur bedingt freisprechen, weil es Gott auf die
Freiwilligkeit ankommt, und nach wie vor kann man jede Menge Gutes tun,
wozu bereits gehört andere nicht zu bedrängen und zu bedrücken.

Das Fasten in Jesaja hebt auf ein tätiges Fasten ab. Wir sollen etwas für die tun, die der Hilfe bedürfen. Und hier könnte man damit anfangen, dass man sich an die Pfadfinderregel hält, wonach der Pfadfinder jeden Tag eine gute Tat vollbringt, und für gute Taten gibt es jede Menge Möglichkeiten.

Und wenn das alle tun, dann kommt schon was zusammen. Fangen wir damit zuerst bei uns an, und das nicht nur während der Fastenzeit.

Jörgen Bauer