Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der
Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein andres Opfer
mehr für die Sünden, sondern nichts als ein schreckliches Warten
auf das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzeh-
ren wird. Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu
fallen.

Hebräer 10, Verse 26, 27 und 31

Beim “mutwilligen sündigen” geht es nicht um Tatsünden, die darin be-
stehen, dass ein Christ vorsätzlich etwas tut, was den 10 Geboten zu-
widerläuft. Wenn es danach ginge, wären wir alle für immer verloren.
Denn jeder von uns tut oder unterlässt, aufgrund seines Unvermögens,
ständig etwas, von dem er weiß, dass er es eigentlich nicht tun bzw. tun
sollte.

Unter “mutwilligem sündigen” ist deshalb die bewusste und entschiedene
Abkehr vom Glauben, von Gott, von Jesus Christus und seinem Wort ge-
meint.

Der “mutwillig Sündigende” begibt sich damit nicht nur in den Zustand
zurück, in dem er sich vor seiner Bekehrung befand, sondern wird darüber-
hinaus noch zu einem Gegner Jesu Christi.

Denn obwohl er genau weiß, um was es geht, sagt er dem Glauben ab und
reiht sich in den Kreis der Lästerer, Spötter und Verfolger ein.

Damit sind demnach auch nicht diejenigen gemeint, die sich infolge von
Zweifeln oder irgendwelchen Lebensumständen vom Glauben und von
Jesus Christus entfernt haben und gleichgültig geworden sind. Hier kann
Gott immer wieder eine Neubesinnung und Umkehr schenken.

Für den aber, der sich, als ehemals Erlöster und Wiedergeborener, neuerlich
abwendet und dadurch zu einem Verräter am Glauben, gewissermaßen zu ei-
nem Judas wird, ist nach dem obigen Vers, eine Umkehr ausgeschlossen.

Dies ergibt sich aus den Versen 28 und 29:

Wenn jemand das Gesetz des Mose bricht, muss er sterben ohne Erbarmen
auf zwei oder drei Zeugen hin. Eine wieviel härtere Strafe, meint ihr, wird der
verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes für
unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade
schmäht?

Der Schreiber des Hebräerbriefes schreibt in der “Wir-Form”, und fängt mit
den Worten “wenn wir mutwillig sündigen” an. Das heißt, dass es bei diesem
Text nicht um “andere”, sondern um uns geht. Der Schreiber weiß, dass wir
noch nicht am Ziel und damit “abfallgefährdet” sind. Das soll uns vor Über-
heblichkeit und trügerischer Sicherheit bewahren.

Wir werden ständig von gottwidrigen, gottfeindlichen und den Glauben in
Zweifel ziehenden Botschaften überschwemmt. Ein Abfall vom Glauben liegt
deshalb grundsätzlich im Bereich des Möglichen.

Deshalb gilt es wachsam zu sein.

Darüber, auf welche Personen in unserem Umfeld die obigen Verse konkret zu-
treffen, sollten wir uns kein Urteil erlauben. Allein Gott weiß, auf wen das zutrifft.
In aller Regel ist der Abtrünnige auch gar nicht mehr an einer Rückbesinnung in-
teressiert, weil er blind für die Wahrheit geworden ist. Hier gilt Vers 30: »Die
Rache ist mein, ich will vergelten«. Und Gericht Gottes kann bereits darin beste-
hen, dass der “Verräter” in seine Blindheit dahingegeben wurde.

Davor möge uns der Herr bewahren.

Jörgen Bauer