Verlasst euch nicht auf Fürsten, sie sind Menschen und können
ja nicht helfen.

Psalm 146, Vers 3

Am 31.01.2015 starb der Bundespräsident Richard von Weizsäcker
im Alter von 94 Jahren. Was Herr von Weizsäcker geglaubt hat,
weiß ich nicht, denn er wich solchen Fragen aus.

Rückblickend auf sein Leben wurde seiner wegweisenden Rede ge-
dacht, die er am 08.05.1985, anlässlich des 40. Jahrestages der
Deutschen Kapitulation vor dem Deutschen Bundestag hielt.

Seine damalige Aussage, dass der 08. Mai 1945 ein Tag der Befreiung
war, wurde von den Politikern unserer Tage, als eine wunderbare
heilsame Erkenntnis gerühmt, als das reinste Evangelium, das end-
lich Licht ins Dunkel einer unverstandenen Vergangenheit brachte
und den bis dahin verdunkelten Geist erleuchtete.

Seine weiteren Ausführungen, die darauf hinausliefen, dass die
Deutschen selbst Schuld an ihrem Schicksal hatten, also das be-
kamen was sie verdienten, weil sie genau wussten, was mit den
Juden geschah, weshalb hier auch eine ständige Verantwortung
auf den Deutschen lastet.

Vom Ausland wurden diese Aussagen ebenfalls als eine wunderbare
Erleuchtung mit Beifall bedacht, lässt sich daraus doch eine ständige Zahlungsverpflichtung der Deutschen ableiten.

Soweit die Sicht des Richard von Weizsäcker, worauf jetzt ein paar
Fakten genannt werden sollen:

Unser hochverehrter Bundespräsident a.D. hat sich im 2. Weltkrieg
mit großem Einsatz und großer Tapferkeit an der Ostfront bewährt
und wurde dafür mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen und dem
Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Es wurde noch im April 1945 vorgeschlagen ihn in das Ehrenblatt des Deutschen Heeres einzutragen.

Seinen Vater verteidigte er als angehender Jurist vor dem Nürnberger
Kriegsverbrechertribunal. Trotz der offenkundigen Verstrickungen Ernst
von Weizsäckers in die Verbrechen der NS-Führung empfand er die Verurteilung seines Vater als “historisch und moralisch” ungerecht.

Für seine Person beharrte er darauf, weder als Sohn eines hochrangigen Beamten noch als schneidiger Offizier an der Ostfront etwas von der
Tätigkeit der Einsatzgruppen noch von Auschwitz gehört zu haben.
(Veröffentlicht in JUNGE FREIHEIT vom 06.02.2015, S.14).

In seiner bewunderten Rede vom 08.05.1985 hat er aber gerade das
den Deutschen zum Vorwurf gemacht, dass sie nichts gewusst hätten, obwohl sie es eigentlich hätten wissen müssen, weshalb sie weiterhin
für ihre historische Schuld einstehen müssten.

Was soll man dazu sagen? Vielleicht rechtzeitig angepasst? Sollte unser
hochverehrter Bundespräsident a.D. etwa ein Wendehals gewesen sein?
Das kann nicht sein, weil es keinesfalls sein darf!

Es geht nicht darum Herrn von Weizsäcker etwas anzulasten. Sondern
darum die sündige menschliche Natur aufzuzeigen, die sich selbst und
anderen etwas vormacht.

Wie anders ist da die Bibel, die uns den Spiegel vorhält und uns zeigt,
wie wir wirklich sind. Da wird der Mensch gezeigt wie er ist und nichts
schöngeredet und hingebogen.

Wir sollen daraus die Lehre ziehen uns selbst immer wieder im Lichte
Gottes zu sehen, als Sünder mit einem gestörten Verhältnis zur
Wahrheit.

Gott möge uns mit seinem Geist der Wahrheit erfüllen, damit wir uns
selbst erkennen und wahrhaftig werden. Gott liebt und vergibt uns, wes-
halb wir IHM, uns und anderen nichts vormachen müssen.

Jörgen Bauer