Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

Matthäus 20, Vers 28

Das Wort “Dienen” ist etwas außer Gebrauch gekommen. Hat es doch einen mehr abwertenden Beigeschmack. In vielen Ohren hört sich da zum Beispiel der Begriff “Selbstverwirklichung” viel besser an.

Es wird als erstrebenswert angesehen selbst “wer zu sein”, anstelle für andere da zu sein. Glaubt man manchen Aussagen, scheint es nur noch darum zu gehen anspruchsvoll zu sein, Forderungen zu stellen und sich mit nichts zufrieden zu geben. Kein Wunder, wenn dann keiner mehr zu denen gehören möchte, die zur Erfüllung der daraus resultierenden Ansprüche herhalten müssen.

Die Maßstäbe Gottes sind, auch hier, unserem natürlichen, ichzentrierten Wesen völlig entgegengesetzt. Gott selbst dient uns. Nichts anderes beinhaltet der Begriff Gottesdienst. Gott verströmt sich in hingebungsvoller Liebe in dem er alle Dinge erhält und trägt.

Und wie der Vater, so auch der Sohn, der nicht gekommen ist, um sich verehren und beweihräuchern zu lassen, sondern der kam, um uns etwas zu bringen, nämlich unvergängliches, ewiges Leben. Dazu ist er für uns am Kreuz gestorben. Da kann man nur mit dem Liederdichter fragen: “Wo ist so ein Herr zu finden, der was Jesus tat, mir tut?”

In der Bibel, im Neuen Testament, geht es auch darum, dass wir gewinnen, wenn wir etwas hingeben und dass wir Gefahr laufen am Ende alles zu verlieren, wenn wir meinen, alles verbissen festhalten zu müssen. Deswegen ist Geben seliger denn Nehmen, deshalb hat Gott einen fröhlichen Geber lieb und deshalb sagt Jesus, dass der sein Leben verlieren wird, der es um jeden Preis behalten möchte.

Die göttliche Logik und die göttliche Gesetzmäßigkeit sind anders. Das kann man nicht oft genug wiederholen, und jeder der sich darauf einlässt, macht die Erfahrung, dass da etwas dran ist. Nicht nur in Bezug auf Gott und den Glauben, sondern bereits im alltäglichen Umgang mit unseren Mitmenschen. Am Ende wird man dann die Erfahrung machen, dass man selbst keinen Mangel leiden muss, sondern auch für einen selbst bestens gesorgt ist.

Viele haben das erkannt. So konnte sich der Preußenkönig Friedrich II, auch wenn er sonst ziemlich kriegerisch veranlagt war, als den ersten Diener seines Staates bezeichnen. Eine vorbildliche Haltung, die auch manchem Manager oder Politiker unserer Tage gut zu Gesicht stünde.

Und der Milliardär Rockefeller wurde erst dann ein gesunder und zufriedener Mensch, als er einsah, dass das Scheffeln weiterer Millionen letztlich sinnlos ist, weshalb er damit anfing, sein Vermögen zu wohltätigen Zwecken zu verteilen.

Wir müssen aber weder Könige noch Milliardäre sein, um damit anzufangen, segensreich in unsere Umwelt hineinzuwirken. Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, lesen wir dazu im Neuen Testament. Das reicht völlig aus.

Der Herr aller Herren und König aller Könige war sich nicht zu schade, uns bis zur letzten Konsequenz zu dienen. Wie könnten wir da noch an egoistischer “Selbstverwirklichung” auf Kosten unseres Umfeldes interessiert sein?

Jörgen Bauer