Als Jesus das hörte sprach der zu ihm: Es fehlt dir noch eines.
Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst
du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir
nach. Als er das hörte wurde er traurig; denn er war sehr reich.

Lukas 18, Verse 22 und 23

Ich denke, dass jeder diese Geschichte kennt: Da ist der reiche
Jüngling, der spürt, dass ihm – obwohl er erklärt alle Gebote
gehalten zu haben – noch etwas fehlt. Jesus sagt ihm dann,
war ihm noch fehlt: nämlich alles zu verkaufen und das Geld den
Armen zu geben. Und eben das bringt der reiche junge Mann
nicht fertig.

Ob das Jesus von vornherein gewusst hat?

In manchen Auslegungen ist zu lesen, dass der Jüngling damit
die Chance, das ewige Leben zu ererben, verpasst habe, weshalb
ihm jetzt nur noch die Verdammnis bleibt.

Ich habe hierzu letztlich eine sehr gute Auslegung gehört, in der
nach dem Verständis dieser Verse gefragt wurde. Dabei wurde
eine Sichtweise dargestellt, die mir neu war, aber viel für sich hat.

Die Antwort, die Jesus dem reichen Jüngling gab, ist sehr radikal.
Wer von uns bringt es schon fertig, alles, was er hat, zu verkaufen
und den Erlös unter den Bedürftigen zu verteilen?

Im Wort Gottes wird im übrigen nirgends eine solche Forderung,
als Voraussetzung zur Erlängung des ewigen Lebens, gestellt.
Gerettet werden wir aus Gnade, nicht wegen unserer Verdienste.

Und hier wurde dann die Frage gestellt, ob es in diesem Abschnitt
nicht noch um etwas ganz anderes geht, nämlich dass der reiche
Jüngling meinte, sich den Himmel durch das Halten der Gebote und
dadurch zu verdienen, dass er in allem vollkommen wird.

Durch seine Antwort zeigt Jesus dem Fragesteller dann seine Gren-
zen auf, in dem ER ihn spürbar erfahren lässt, wie sehr er an seinen
Reichtum gebunden und damit alles andere als vollkommen ist.
Mit dem Halten der Gebote allein ist es noch nicht getan.

Vollkommen wäre er allenfalls dann, wenn er sich tatsächlich von
allem lossagen könnte um Jesus vorbehaltlos nachzufolgen.

Aber auch dann hätte er noch irgendwelche Defizite. Nur Gott ist
vollkommen und wir leben aus Seiner Vergebung.

Das ist die eine Seite. Die andere ist die, dass wir alle, jeder auf
seine Art, reich ist. Dabei muss es sich nicht um materielle Güter
handeln. Reichtum kann auch in Fähigkeiten und Talenten bestehen.

Und das ist dann die andere Lehre, die aus dieser Geschichte zu
ziehen ist. Nämlich das wir andere an unserem Reichtum teilhaben
lassen. Wirklich alles zu verkaufen, um dann selbst auf Almosen
angewiesen zu sein, würde keinen Sinn ergeben, zumal Jesus und
seine Jünger von Gleichgesinnten unterstützt wurden, denen das
finanziell möglich war – und so ist das bis heute geblieben.

Es geht also in dieser Geschichte um das bekannte Thema, woran
wir unser Herz hängen und was damit unser Gott ist.

Wenn der reiche Jüngling gesagt hätte, ich weiß, dass ich mir den
Himmel nicht verdienen kann, aber ich werde meinen Reichtum
künftig so verwalten, dass damit anderen geholfen wird und dann
bleibt für mich immer noch genügend übrig und vielleicht brauche
ich auch gar nicht so viel, denn es reicht mir aus, wenn du mir
deinen Segen gibst und mich annimmst, wäre Jesus damit sicher
auch einverstanden gewesen, sofern das der reiche Jüngling nicht
aus Berechnung, sondern aus innerer Überzeugung und Liebe
zu Jesus und den Menschen gesagt hätte.

Jörgen Bauer