So gebt dem Kaiser was des Kaiser ist, und Gott, was Gottes ist!

Matthäus 22, Vers 21

Der heutige Vers ist allgemein bekannt. Bei der an Jesus gestellten
Fangfrage, die man, so oder so, nur falsch beantworten konnte, ging
es darum, ob man dem Kaiser Steuern bezahlen darf, was Jesus dann
mit dem obigen Vers beantwortete.

Danach gibt es zwei Reiche, die deutlich voneinander geschieden sind:
Einmal das Reich der Welt, wo die weltliche Obrigkeit das Sagen hat
und dann das Reich Gottes an dem wir durch den Glauben Anteil haben
und in dem andere Regeln gelten.

Martin Luther hat hier die einleuchtende und schlüssige Zwei-Reiche-
Lehre entwickelt, wonach sich die Welt weder mit der Bergpredigt
noch mit dem Evangelium regieren lässt. Versucht man das trotzdem
führt dies zur Unfreiheit und Intoleranz.

Bei allem Geschehen in der Welt, auch da wo wir als Christen gerufen
sind, gilt es diese Grenzen zu erkennen und sich und seine Möglichkeiten
nicht zu überschätzen. Auch insoweit sollen wir wahrhaftig sein und
dürfen keine falschen Erwartungen wecken.

Das gilt im Großen wie im Kleinen.

Mir ist eine Familie bekannt, die fast in den Ruin getrieben wurde, weil sie,
“im Vertrauen auf Gott”, keinerlei Versicherungen abgeschlossen hatte.
Bei einem Brand verloren sie Hab und Gut.

Ein anderer hatte aus christlicher Nächstenliebe in einer Notlage immer
wieder geholfen – und auch darüber gebetet und sich zur Hilfe berufen
gesehen – bis er selbst total ruiniert war.

Man kann Gott auch dadurch versuchen, in dem man, “im Vertrauen auf
Gott” unkalkulierbare Risiken eingeht. Daran muss ich denken, wenn ich
Parolen wie “Das schaffen wir”, “Die Herausforderung nehmen wir an”,
höre wobei man allerdings nicht an Gott, sondern an die eigenen Fähig-
keiten denkt, so wie einst beim Turmbau zu Babel.

Das Wort Gottes fordert uns auch zur Nüchternheit auf.

Deshalb sollen wir genau überlegen und prüfen was jeweils wirklich der
Wille Gottes ist.

Jörgen Bauer