Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch
Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.

2. Mose 22, Vers 20

Aus DDR-Zeiten ist mir die tendenziöse Berichterstattung noch bestens bekannt, obwohl das für mich jetzt schon 54 Jahre her sind. Es gab damals
u.a. das “Nationale Aufbauwerk” mit “freiwilligen” Arbeitsstunden, versteht sich, wo dann ständig von den Aktivisten berichtet wurde, die sich hier voll einbrachten. Gleiches galt für die “Ernteschlacht” und für die Übererfüllung des Plansolls zu “Ehren das XX. Parteitages der Partei der Arbeiterklasse” usw.

Daran fühle ich mich erinnert, wenn in den Medien laufend gelungene Integration und freundschaftliche Beziehungen zu den Zugewanderten
und die großen Hoffnungen für unsere Wirtschaft bejubelt werden, wobei wohl der Eindruck erweckt werden soll, dass dies die Regel ist.

Ich habe den Verdacht, dass die Medien gehalten sind, solche Berichte zu
bringen und alles andere zu negieren. Ich lese auch nur noch zustimmende
Leserbriefe. Gestern schrieb einer, dass die Christen auf der Seite der Flüchtlinge stehen, wobei man sich wohl auf Verse, wie den heutigen bezieht.

Mir ist das zu einfach und zu kurzschließend.

Wie war das wirklich zu Zeiten des Alten Testaments?

Es wurde damals streng unterschieden zwischen den “Nokri” und den “Ger”.
“Nokri” war jemand, der sich in keinster Weise in die Gesellschaft intergrieren
wollte und auf Distanz zu seinen israelischen Mitbürgern lebte,

Das gerade Gegenteil davon war der “Ger”. Je nachdem wie er sich in die
israelische Gesellschaft einpasste genoss er Vorteile wie ein Einheimischer.
Dafür musste er aber bestimmte Regeln einhalten, wobei er nicht genötigt wurde, den gesamten Jahwe-Glauben anzunehmen.

Obwohl diese Art von Fremdlingen wie Einheimische behandelt wurden behielten sie trotzdem den Rechtsstatus eines Beisassen.

Im Neuen Testament werden solche Unterschiede nicht gemacht. Trotzdem gilt auch hier eine Rangfolge: Zuerst die Glieder der Gemeinde, die in Not sind, und dann die anderen (Galater 6, 10).

Das würde heißen, sich zuerst um die Belange der geflüchteten Christen und der zurückgebliebenen bedrohten Christen zu kümmern.

Davon ist allerdings die Kirche nicht angetan, die den bedrängen Christen im Nahen Osten deshalb nicht helfen will, “weil man die Christen gegenüber den Muslimen nicht bevorzugen will”.

Wir haben schon eine tolle Kirche oder solle man “Hurenkirche” sagen?, zumal diese der Auffassung ist, dass das christliche Bekenntnis dem Dialog mit den Muslimen untergeordnet ist. Aber zu was dann Dialog? Quasselrunde a’la
ARD oder ZDF?

Und wie verhalten wir uns als Christen? Weil Gott kein Gott der Unordnung sondern ein Gott der Liebe ist (1. Korinther 14,33) müssen wir angesichts des sich anbahnenden Chaos, mit dem niemand geholfen ist, mahnend unsere Stimme erheben. Dem steht nicht entgegen, denen zu helfen, die Hilfe bedürfen wobei wir dabei unseren Glauben nicht verstecken.

Jörgen Bauer

Quelle: TOPC Nr. 11 vom 11. November 2015