Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!

1. Könige 19, Vers 3 bis 5

Und ich will übriglassen siebentausend in Israel, alle Knie, die sich nicht gebeugt haben vor Baal, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat.

1. Könige 19, Vers 18

In dieser Geschichte aus dem Alten Testaments geht es um den Propheten Elia. In Israel war man vom Glauben an den lebendigen Gott abgekommen und betete zu dem Götzen Baal und der Himmelskönigin Astarde, denen man Opfer darbrachte. Elia lag daran, das Volk zum lebendigen Gott zurückzubringen.

Auf dem Berg Karmel sollte sich, in Gegenwart des Volkes, der wahre Gott dadurch zeigen, dass er das ihm zugedachte Opfer annahm. So bereiteten sowohl die Baalspriester, für Baal, wie auch Elia, für Jahwe, jeweils ein Opfer zu, wobei auf das Gebet Elias, Feuer vom Himmel fiel und das Opfer mitsamt dem gesamten Alter verzehrte. Die Beschwörungen der Baalspriester hingegen blieben vergeblich. Hier tat sich überhaupt nichts, so laut die Baalspriester auch riefen.

Das führte beim Volk zu einer Umkehr zum lebendigen Gott. Elia ließ daraufhin die Baalspriester ergreifen und tötete sie. Als die heidnische Königin Isebel, die in Israel das Sagen hatte, davon erfuhr, schwor sie, mit Elia ebenso zu verfahren. Als Elia das gesagt wurde, flüchtete er voller Angst.

Soviel zur Vorgeschichte, an die sich die heutigen Verse anschließen.

In diesem Text aus dem Alten Testament, ist nichts von Toleranz gegenüber “Andersgläubigen”, so, wie wir das kennen, zu spüren. Die Götzendiener “werden ganz einfach beseitigt”. Man muss deshalb fragen, ob denn dieser Text für uns heute überhaupt noch bedeutsam sein kann.

Ich meine, dass diese Frage falsch gestellt ist, weil es eigentlich um etwas ganz anderes geht, nämlich um das Spannungsverhältnis zwischen Glaube und Unglaube/Götzendienst, das durch die Zeiten hindurch gleich geblieben ist, weshalb uns der Text nach wie vor etwas zu sagen hat.

Man könnte zunächst anmerken, dass niemand den Elia aufgefordert hatte, gegen die Baalspriester auf die Weise, wie er es getan hat, vorzugehen und dass der Text deshalb keine Aufforderung sein kann, es Elia in diesem Punkt gleichzutun. Insoweit ist das sicher, aus heutiger Sicht, richtig.

Das Handeln Elias kann einerseits als “Rache” für die Verfolgung der Propheten Jahwes durch Isebel, andererseits aber auch als Erfüllung des Gesetzes, das für falsche Propheten den Tod forderte (5. Mose 7,2 f. 13,13 ff.), gesehen werden. Aus der Aussage des Elia, “ich bin allein übrig geblieben als Prophet des Herrn”, (1. Könige 18, 22) kann im übrigen geschlossen werden, dass man auch gegenüber den Parteigängern Elias nicht allzu “zimperlich” war.

Und daran hat sich im Laufe der Zeit, bis hin in unsere Tage, eigentlich nicht viel geändert, denkt man an die mittelalterliche Inquisition, durch welche bibelgläubige Christen verfolgt wurden und an die Christenverfolgungen der Neuzeit. Allerdings gab es auch das Umgekehrte, dass die “Frommen” die “Ungläubigen bedrängt haben. Da gab und gibt es auf beiden Seiten, bis heute, allenfalls graduelle Unterschiede.

Nach wie vor gilt: Wer sich, ohne Wenn und Aber, für die Sache des lebendigen Gottes einsetzt, muss mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen – man muss hier nur an antichristliche Polemik im Inland und Christenverfolgung im Ausland denken. So war es, so ist es und so wird es bleiben, bis der Herr wiederkommt, der uns das auch ganz klar vorausgesagt hat.

Die Belastungen können, für viele, die sich für das Evangelium eingesetzt haben, so massiv sein, dass manchem wirklich aller Mut sinkt und sich sogar lebensüberdrüssige Gedanken einstellen, so wie bei Elia: “Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.”

Da half es ihm auch nichts, dass er sich vorher “erfolgreich” für die Sache des lebendigen Gottes eingesetzt hatte. Und die Verfolgung seitens der Isebel hatte er sich aufgrund seines Übereifers eigentlich selbst zuzuschreiben. Er spürte nun deutlich, dass er in erste Linie ein schwacher Mensch ist, der nur etwas ist, wenn er von Gott geleitet und gehalten wird.

Ganz ähnlich erging es dem Pfarrer Wilhelm Löhe (1808 – 1872), der in Neuendettelsau wirkte und dem von der eigenen Kirche erhebliche Probleme bereitet wurden. Er wurde als “Fanatiker”, “Ultralutheraner”, “der von allen kirchlichen Ämtern entfernt gehört”, bezeichnet und abgeschoben. Das wäre im übrigen heute nicht anders!! Er sah sein Wirken deshalb als vergeblich an. Erst heute entdeckt man, was Löhe Großartiges geleistet hat.

Aber dann das Wunderbare, was sowohl Elia wie auch Löhe und andere immer wieder erfahren durften und dürfen: Gott lässt die Seinen nicht fallen, sondern sie werden in der Wüste, die für manchen die “Wüste des Lebens sein mag” gestärkt, und es wird deutlich, dass noch große Aufgaben warten, für die sie dann von Neuem zugerüstet werden.

Elia erfährt, dass er nicht alleine ist. Nicht nur Gott ist auf seiner Seite, sondern es gibt in Israel noch Siebentausend, die Gott treu geblieben sind. Warum es gerade Siebentausend sind, will ich offen lassen, da diese Zahl, die aus sieben und tausend besteht, auch symbolisch, im Sinne einer große Menge von Menschen, gemeint sein kann.

Auch daran hat sich nichts geändert: Wenn wir uns alleine auf weiter Flur fühlen und uns als den “einzigen Dummen” und den “letzten hoffnungslosen Außenseiter” sehen, hat Gott doch mehr Getreue und Gleichgesinnte auf seiner Seite, als wir in unserer Not meinen.

Und wenn man durch das Internet blättert erfährt man, dass es auch hierzulande eine ausgedehnte “Untergrundkirche” gibt, die sich treu zu
Gott und seinem Wort hält.

Es war, ist und wird auch so bleiben, dass die lebendigen Christen zwar eine kleine Herde, aber deshalb trotzdem immer in ausreichender Menge vorhanden sein werden. So wie es sich auch mit dem Salz verhält, von dem ganz wenig ausreicht, um eine Speise zu würzen. Wir Christen werden durch diese “Knappheit” übrigens vor Überheblichkeit bewahrt. Es hat also auch sein Gutes. Gott weiß, warum das so ist.

Wie der heutige Text zeigt, hat sich im Verhältnis Glaube / Unglaube nichts geändert und es gilt weiterhin, für die Sache des Glaubens einzutreten, wobei wir fest mit der Durchhilfe Gottes rechnen können, und es gilt auch hier: Wer nicht gekämpft trägt auch die Kron des ewgen Lebens nicht davon.

Jörgen Bauer