Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich mich doch selbst jedermann
zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne.
Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.

1. Korinther 9, Verse 19 und 22

Man könnte die obigen Verse mit den Worten, “den Juden ein Jude und den
Griechen ein Grieche” zusammenfassen oder anders: “Die Menschen dort
abholen, wo sie stehen”.

Aber ist das nicht auch eine gefährliche Gratwanderung? Auf der einen Seite
sollen wir keine Abstriche an unserem Glauben machen und uns nicht der Welt anpassen, auf der anderen Seite uns aber auch wiederum so weit anpassen, dass wir akzeptiert werden um die Botschaft des Evangeliums an den Mann und an die Frau bringen zu können.

Auf der einen Seite werden die Galater von Paulus hart kritisiert, weil sie sich
zusätzlich beschneiden lassen wollen, weil sie meinen, dass dies heilsnotwendig
ist, und auf der anderen Seite wird Timotheus von Paulus wegen der Juden
beschnitten (Apg 16. 3) damit er von diesen akzeptiert wird.

Wenn zwei dasgleiche tun ist es offensichtlich nicht dasselbe. Denn Paulus ging es nur um ein äußeres Merkmal, nicht um einen Sinneswandel.

Man könnte diese Beispiele bis in unsere Zeit fortsetzen. Ohne das jetzt näher
zu beleuchten: Aber wie ist es, wenn der EKD-Ratsvorsitzende bei einer muslimischen Einrichtung mitwirkt und vorgibt auf diese Weise seinen
christlichen Einfluss geltend machen zu können oder wenn Präses Diener meint, dass man die Bibel verschieden lesen könnte?

Ich denke dass es auch für einfühlsames Verstehen Grenzen gibt. Eigene
Glaubenspositionen dürfen nicht infrage gestellt oder aufgegeben werden.

Meine Schwiegertochter hat mir ein Buch mit dem Titel “Zurück zur Gnade”
geschenkt, das ich mittlerweile mit großen Gewinn durchgelesen habe. Es
werden hier verschiedene Themenkreise berührt unter anderem, warum Christen auf Ablehnung stoßen.

Die Gründe sind vielfältig. Was aber hervorsticht ist, dass sich Christen oftmals fromm geben, aber entgegengesetzt handeln – also heucheln – und auch gern von oben herab auf die Sünder blicken um diese zu kritisieren, zu belehren, zu missionieren und um herbe Kritik an der Gottlosigkeit ggf. gewürzt mit Bibelsprüchen, zu üben. Und hier muss ich auch selbst aufpassen.

Jesus ist aber nicht gekommen um die Welt zu richten sondern um diese zu
retten, und wir werden deutlich vor dem Richten und Verurteilen gewarnt,
was nicht heißt, Fehlentwicklungen nicht beim Namen nennen zu dürfen.
Aber das nicht besserwisserisch, weil es immer nur darum gehen kann, Wegweiser auf Jesus Christus zu sein.

Deshalb sollen wir die Menschen in ihrem jeweiligen Sosein akzeptieren und so annehmen wie sie sind und mit ihnen gehen, ohne sie abzulehnen auch wenn uns ihre Art nicht zusagt. Aber genau das ist Liebe, die auch das Herz des Gegenüber öffnet und überzeugen kann. Das heißt die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen.

Ehrlich Verständnis zeigen, sich des anderen annehmen, hat nichts mit Anbiedern, Anpassen und sich der Welt gleichstellen zu tun, bei dem die zulässige Grenze überschritten wäre.

Wir wollen Gott um viel Kraft, Weisheit und Verstand bitten und dass er uns mit Liebe erfüllt, der es darum geht alles zum Guten zu wenden.

Jörgen Bauer