Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen oder Tauben oder Sehenden oder Blinden gemacht? Habe ich’s nicht getan, der HERR?

2. Mose 4, Vers 11

Kürzlich waren wir in einem Cafe, als eine Gruppe von Menschen hereinkam, bei der erkennbar war: „Aha, die haben heute Ausgang!“ Bei diesem Gedanken fiel mir der Vers aus 2. Mose 4,11 ein, und ich fragte mich, warum einem eigentlich, beim Anblick einer Behindertengruppe, nichts anderes einfällt.

Der Vers, der mir einfiel, steht allerdings in einem anderen Zusammenhang. Es geht um die Berufung des Mose, bei der er sich etwas unwillig anstellte.

Aber dieser Umstand ist hier eigentlich nicht wichtig, sondern es geht um die Aussage Gottes, wonach er auch den Behinderten geschaffen hat. Denn die Aussage stumm, taub, blind, lässt sich ganz gewiss auf alle anderen Behinderungen und letztlich sogar auf alle Krankheiten übertragen.

Ich finde diese Aussage sehr erstaunlich, und hier wird Gott rätselhaft für uns. Wir erwarten doch, dass Gott gesunde und vollkommene Menschen schafft oder doch zumindest Behinderte gesund werden lässt. Nach dieser Aussage zu urteilen, ist dies aber eine menschliche Wunschprojektion auf Gott, der Gott nicht entsprechen muss.

Ein behinderter Mensch ist demnach kein „Betriebsunfall“ oder gar eine „Schlamperei“ Gottes, der damit seine „Unfähigkeit“ bewiesen hat, und es ist auch nicht so, dass daraus geschlossen werden könnte, dass es keinen Gott gibt, weil er sonst so etwas „nicht zulassen würde“ – nein Gott sagt ganz klar: „Ich habe auch diese Menschen gemacht und so gewollt“.

Das sollte uns sehr zu denken geben. Demnach hat kein Mensch das Recht hier „korrigierend“ einzugreifen, in dem „unwertes Leben“ vernichtet oder abgetrieben wird. Und was in unseren Augen „unwert“ erscheint, kann Gott zu seiner Verherrlichung auch „ganz groß“ machen. Beispiele hierfür gibt es genügend. Abgesehen davon hat auch der Behinderte eine Funktion im menschlichen Miteinander.

Jörgen Bauer