Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goß es auf sein Haupt.
Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls?
Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.

Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.

Markus 14, Verse 3 – 7

In einer bekannten Illustrierten las ich, schon vor Jahren, dass ein, wohlgemerkt, evangelischer Christ (oder sollte man besser sagen, ein bei der evangelischen Kirche eingetragener Kirchensteuerzahler?) spontan aufs Standesamt ging und aus der Kirche austrat, nachdem er erfahren hatte, dass der Papstbesuch, anno 2011, 30 Millionen Euro kostet und in Ostafrika Menschen verhungern.

Von solchen und ähnlichen Reaktionen hört man immer wieder.

Ich will das nicht weiter kommentieren, sondern nur anmerken, dass es
viele Menschen zu geben scheint, die sich immer dann an die Notleidenen in der Welt erinnern, wenn die Kirche für andere Zwecke Geld ausgibt.

Dass dieses “Problem” nicht neu ist, ist den heutigen Versen zu entnehmen.

Dreihundert Silbergroschen war das Nardennöl wert, das die Frau über Jesus
ausgoss. Dreihundert Silbergroschen war damals der Jahreslohn eines Arbeiters.

Auf heutige Verhältnisse übertragen, wäre dies das Jahreseinkommen eines durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmers. Wer könnte es sich leisten eine solche Summe auf diese Weise zu vergeuden? Was für eine Verschwendung!
Verständlich, dass sich die Anwesenden darüber erregten.

Die Reaktion Jesu ist aber auch hier eine ganz andere. Er sieht das gute Werk, das die Frau an ihm tut und mit dem sie ihre Liebe und auch Dankbarkeit Ihm gegenüber zum Ausdruck bringt. Jesus ist ihr die Dreihundert Silbergroschen wert.

Ist uns Jesus, ist uns Gott, als Geber aller Gaben, auch ein Jahreseinkommen wert?

Und Jesus merkt zutreffend an: Arme, denen wir helfen können, haben wir immer bei uns. Was hindert uns daran ihnen zu helfen? Doch nicht etwa das
Geld, das andere für administrative und nicht für wohltätige Zwecke ausgegeben haben?

Denn wenn es um Hilfe geht, sind wir alle gefragt. Wir entlasten uns auch hier nicht, wenn wir von uns weg auf andere weisen!

Jörgen Bauer