Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte. Geht hin; siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.
Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.

Lukas 10, Verse 2, 3 und 16

Um was ging es damals? Jesus hatte 72 (die Zahl wird unterschiedlich dargestellt) Jünger ausgesandt, die im Land die Botschaft Jesu verbreiten sollten und ihnen dazu genaue Verhaltensregeln gegeben, die in Kapitel 10 des Lukasevangeliums nachgelesen werden können.

Mir ist es wichtig auf die Verse einzugehen, die am Anfang und am Ende der Auftragserteilung stehen, die mir besonders wichtig erscheinen um dabei der Frage nachzugehen, ob diese nach wie vor, also auch für uns, gültig sind.

Ist die Situation heute die gleiche, wie vor 2000 Jahren, als Jesus diesen Auftrag erteilte oder haben sich die Dinge so geändert, dass ein solcher Auftrag heute nicht mehr erteilt werden könnte?

Ich meine, dass sich nicht nur die äußeren Umstände gewaltig geändert haben. Auch das Weltbild hat sich entscheidend gewandelt. Aber ist der Auftrag Jesu an seine Jünger damit nicht mehr zeitgemäß?

Diese Frage möchte ich ganz klar verneinen. Nach wie vor gilt es, eine Ernte einzubringen. Die „Ernte“, das sind alle Menschen, welche die Botschaft des Evangeliums noch nicht kennen und denen dieses bekannt gemacht werden muss.

Genau das taten die Jünger, die Jesus damals aussandte. Wobei damals wie heute gilt, dass die Jünger wie Lämmer unter die Wölfe gesandt werden. Dass für die Ablehnung des Evangeliums damals andere Gründe als heute genannt wurden, ändert im Prinzip nichts.

Eines zeigt aber der Bericht über die Aussendung der zweiundsiebzig Jünger auch: Nicht alle Angesprochenen erweisen sich als Wölfe. Nach wie vor gibt es Orte und Menschen, die gegenüber dem Evangelium aufgeschlossen sind.

Das liegt daran, dass das Evangelium zeitlos gültig ist und im Kern dasselbe bleibt, auch wenn sich äußere Umstände und Weltbilder ändern. Das Evangelium ist nie überholt. Deshalb muss es immer in der jeweils verstehbaren und verständlichen Form gesagt werden.

Und da wird es immer so sein, dass Menschen diese Botschaft ablehnen – oder annehmen. Hier scheiden sich nach wie vor die Geister.

Deshalb sind wir als Christen nach wie vor in den Erntedienst gerufen, um in zeitgemäßer Form, jeder dort, wo ihn Gott hingestellt hat, für die Verbreitung des Evangeliums zu sorgen, auch wenn das Wort „missionieren“ heute mit „belästigen“, „auf die Nerven gehen“ usw. gleichgesetzt wird.

Jesus möchte keinesfalls, dass wir die Menschen „belästigen“. Seinen Jüngern gibt er hier klare Anweisungen: „Wo man euch nicht will, wo man euch nicht hören will, dort bleibt nicht.“ Das ist eine ganz wichtige Aussage. Niemand „muss“ bekehrt werden, der es nicht will!

Jeder hat die freie Entscheidung und trägt die jeweiligen Folgen seiner Entscheidung. Deshalb endet der Abschnitt mit einer höchst brisanten Aussage:

Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.

Wenn wir das Evangelium vollständig und unverfälscht weitersagen, dann sind wir Herolde, welche die Botschaft ihres Königs, des Herrn der Welt, verkünden. Wir haben damit eine große Verantwortung. Wir brauchen uns aber nicht zu fürchten, weil hinter uns die Autorität Gottes steht. Der ist gemeint, wenn gelästert und gehöhnt wird.

Das lasst uns stets bedenken und unseren Dienst tun, denn nach wie vor ist die Ernte groß und die Zahl der Erntehelfer gering.

Jörgen Bauer