Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.

1. Mose 15, Vers 6

Was ist Gerechtigkeit im biblischen Sinne?

Das ist nicht in erster Linie die Gerechtigkeit, wie wir sie aus unserem Sprachgebrauch kennen, wonach zum Beispiel vor dem Gesetz alle gleich
sind und keiner bevorzugt oder benachteiligt werden darf. (Auch wenn, wie
die Erfahrung zeigt, manche “gleicher” sind.) Oder wo es um gerechten Lohn oder eine gerechte Beurteilung geht.

Gerechtigkeit im biblischen Sinne bedeutet, vor Gott bestehen zu können.
Gerecht ist man demnach, wenn einem die Sünden vergeben sind und man
daraufhin von Gott als gerecht angesehen wird. Gerechtigkeit in diesem Sinn wird umgangssprachlich deshalb auch besser als “gerechtfertigt” bezeichnet.

Der Umkehrschluss aus dem heutigen Vers könnte demnach lauten:

“Adam glaubte dem HERRN nicht, und das rechnete er ihm zur Ungerechtigkeit.”

Auf den Glauben legt Gott den allergrößten Wert. Deshalb führt auch allein der Glaube zu der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, und deshalb ist es ohne
den Glauben unmöglich Gott zu gefallen, wie es dann später im Neuen Testament, im Römer- und im Hebräerbrief geschrieben steht.

Im Hebräerbrief werden uns die Glaubenszeugen des Alten Bundes als Vor-
bilder vor Augen geführt an denen wir uns orientieren sollen, wobei Abraham als der Vater des Glaubens gilt.

Auch wenn wir nicht mehr danach beurteilt werden, wie gut oder schlecht wir die Gebote einhalten und wie gut oder schlecht wir uns am Wort Gottes orientieren, ist es doch so, dass die Missachtung der Gebote und der für uns guten göttlichen Ordnungen, Zeichen des Unglaubens sind, weil wir damit zeigen, dass wir unseren Wünschen und Vorstellungen mehr glauben als Gott. Und das kann Gott nicht gefallen.

Wir sind deshalb aufgerufen den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen und
aufzusehen zu Jesus Christus als den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Der Glaube hat auch etwas mit kämpfen und überwinden zu tun.

Glaube im biblischen Sinne hat nichts mit “Fürwahrhalten” zu tun, sondern ist
ein festes Vertrauen und eine feste Zuversicht auf Gott und seine Zusagen,
an denen wir, entgegen allen Zweifeln, unser Leben ausrichten.

Nun wissen wir, dass wir selbst nicht in dieser idealen Weise glauben, sondern immer wieder eigene Wege gehen und dabei auch Reinfälle erleben, die wir als
“göttliche Züchtigung” verstehen können.

Zum Glück für uns, vergibt uns Gott aber immer wieder, wenn wir falsche Wege als solche erkennen, von diesen umkehren und um Vergebung bitten. Wir sind hier wie Auszubildende, die nicht perfekt sind sondern Fehler machen.

Wichtig ist es, dass wir bei Jesus in der Ausbildung bleiben – und wenn es der
Herr schenkt, vielleicht auch Fortschritte machen dürfen – um am Ende aus
Gnaden angenommen zu werden.

Jörgen Bauer