Und siehe, du bist für sie wie einer, der Liebeslieder singt, der eine schöne
Stimme hat und gut spielen kann. Sie hören wohl deine Worte, aber sie tun
nicht danach. Wenn es aber kommt – und siehe, es kommt! -, so werden sie erfahren, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.

Hesekiel 33, Verse 32 und 33

“Die philosophische Betrachtung mit christlichem Anstrich, die durchaus einen
gewissen Unterhaltungswert haben kann”, gibt es nicht erst in unseren Tagen,
sondern hat ebenfalls eine längere Tradition.

Davon berichten die heutigen Verse. Die Gläubigen hörten sich schon damals
gern wohlklingende Predigten an, ohne dass sie aber von dem, was gesagt
wurde, ergriffen waren.

Der Abschnitt, in dem die heutigen Verse stehen, hat die Überschrift, “Gegen
die leichtfertigen Hörer des prophetischen Wortes”. Der Prophet Hesekiel
hatte den in der babylonischen Gefangenschaft befindlichen Juden durchaus
etwas zu sagen, denn er war von Gott als Wächter und auch Warner über Israel eingesetzt.

Die Juden hatten sich in der babylonischen Gefangenschaft gut eingerichtet
und fühlten sich scheinbar recht wohl, wobei vergessen wurde, dass die
Gefangenschaft in Babylon Gericht Gottes, für den Abfall vom Glauben und
den Götzendienst war, mit dem man Gott untreu wurde und anderen Göttern nachlief

Eigentlich sollte das Gerichtshandeln Gottes zur Besinnung und Umkehr führen, aber es trat eher das Gegenteil ein, weshalb Hesekiel dem Volk auch weiteres Gericht ankündigen musste. Und eben das wurde nicht ernst genommen. Erst dann wenn es zu spät sein würde, würden sie erkennen,
dass ein Prophet zu ihnen gesprochen hatte, den sie hätten ernst nehmen
sollen.

Insoweit ist das was hier angesprochen wird, heute ebenso aktuell, wie zu
Zeiten des Propheten Hesekiel.

Das Neue Testament spricht ebenfalls vom kommenden Gericht Gottes
und ruft deshalb zur Umkehr und verkündet Jesus Christus als den Retter,
der uns aus dem kommenden Gericht retten kann. Im Gegensatz zu Hesekiel
erfolgen heute von den amtlichen Verkündern keine diesbezüglichen Warnungen mehr. Damit gleichen sie den schlechten Hirten, gegen die sich
Hesekiel ebenfalls wenden musste.

So wie einst gefällt man sich in einer verharmlosenden Verkündung, heute als “Wohlfühlevangelium” bezeichnet, zu dem unterhaltsame Events mit musikalischer Umrahmung und dem Publikumsgeschmack entgegenkom-menden wohltönenden Reden gehören.

Erst wenn das Gericht hereinbricht merkt man, dass man auf das falsche
Pferd gesetzt hat – aber dann wird diese Einsicht nichts mehr nützen.

Deshalb wollen wir uns an den Verkündern orientieren und die Kräfte stärken,
die uns nicht nur reinen Wein einschenken, sondern uns auch im rettenden
Glauben kräftigen und stärken, eingedenk dessen, dass das Evangelium eine
frohe und befreiende Botschaft ist, nicht dazu da, jemanden Angst zu machen. Angst sollten wir nur dann haben, wenn wir uns vom Evangelium fern halten.

Jörgen Bauer