Es saß aber ein junger Mann mit Namen Eutychus in einem Fenster und sank in einen tiefen Schlaf, weil Paulus so lange redete; und vom Schlaf überwältigt fiel er hinunter vom dritten Stock und wurde tot aufgehoben.

Apostelgeschichte 20, Vers 9

Unerhört, möchte man sagen. Wie kann man denn bei einer Rede eines Paulus
überhaupt einschlafen?

Aber die Bibel ist auch hier ehrlich, und mal ganz ehrlich, ich habe Verständnis für diesen jungen Mann, denn mir geht es oft ganz ähnlich. Wenn jemand längere Zeit in einem ruhigen und gleichförmigen Ton “daherredet”, wirkt das auf mich wie ein Schlafmittel.

Im vorliegenden Fall dürfte es zudem noch so gewesen sein, dass der junge
Mann den ganzen Tag gearbeitet hat und einfach überfordert war, nachdem
Paulus möglicherweise bis Mitternacht ein einem fort redete.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich mit dem Wachbleiben nicht nur bei gemeindlichen Zusammenkünften manchmal Probleme habe, sondern solche – oh Schande, über Schande – sogar bei Vorträgen meines früheren Chefs hatte. Das ist wohl auch ein Grund warum es in Büros Kaffeemaschinen gibt.

Jeder weiß, dass man vom Schlaf tatsächlich unabweisbar überwältigt werden kann.

Übrigens hat das Fernsehen eine ganz ähnliche Wirkung. Was hier tröstet ist, dass es anderen genauso zu gehen scheint, denn ich hörte mal eine Sendung, wonach in Frankreich eine Methode entwickelt wurde, mittels derer man das Fernsehen als Schlafmittel nutzen kann (was für das Programm spricht!).

Die kleine Petra frage mal ihre Tante Erna, warum sie überhaupt in die Kirche geht, wenn sie dort immer einschläft. Darauf nahm die Tante ein schmutziges
Sieb, hielt es unter den Wasserhahn, worauf das Sieb sauber wurde und sagte, “deshalb!”. Also scheint der Kirchenbesuch, trotz Schlafs, einen Nutzen zu haben.

Ich habe mal gelernt, dass bei einem Vortrag bereits nach 10 Minuten die
ersten “wegtreten” und nach 45 Minuten alle “weggetreten” sind, weshalb
Unterrichtsstunden auch immer nur 45 Minuten dauern.

Aber um auf den heutigen Vers zurückzukommen:

Bei der Verbreitung des Evangeliums und beim Zeugendienst sollten wir auf
unsere Mitmenschen Rücksicht nehmen und bedenken, dass weniger manchmals mehr ist. Es geht darum rechtzeitig aufzuhören. Auch das ist ein
Stück praktizierte Nächstenliebe.

Weniges gesagt, was haften bleibt, ist besser als viel geredet, wo es zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rausgeht

Der Fall des ersten bezeugten Kirchenschlafes in Troas, hatte aber ein Happyend. Der junge Mann konnte, durch das vollmächtige Eingreifen des
Apostel Paulus, wieder lebend nach oben gebracht werden. Von bleibenden Schäden wird nichts berichtet.

Hier ist demnach ein Wunder geschehen, und für die Gemeinde in Troas war das in großer Trost. Auch wir dürfen hier die Allmacht Gottes erkennen, für die kein Ding unmöglich ist. Was aber nicht heißen soll versäumten Schlaf in der Kirche nachzuholen!

Jörgen Bauer