Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel.
Was hat der Mensch für Gewinn von all seiner Mühe, die er hat unter der Sonne?

Prediger 1, Verse 2 und 3

Der Prediger Salomo, der von Gott mit besonders viel Weisheit beschenkt
wurde, setzt sich mit der Sinnfrage auseinander und stellt fest, dass alles
“eitel” ist. Anstelle “eitel” kann man auch “nichtig” sagen. Selbst das Streben
nach menschlicher Weisheit und Erkenntnis wird als “nichtig” und “nutzlos”
angesehen.

Wenn mit dem Tod alles aus ist und nichts bleibt – “das letzte Hemd also
keine Taschen hat” – zu was hat man sich dann abgemüht, und zu was hat man überhaupt gelebt?

Mit solchen Fragen steht der Prediger Salomo nicht alleine. Viele kluge und nachdenkliche Menschen, die vor und nach ihm lebten, dachten genauso.

Die Frage ist allerdings, wie man darauf reagiert. Eine Möglichkeit ist der
pessimistische Nihilismus, wonach letztlich “alles sinnlos ist”.

Der Schriftsteller Stefan Zweig schildert in seinem Buch, “Baumeister der Welt”. den russischen Literaten Leo Tolstoi als einen depressiven Sonderling, der hinter allem das gähnende Nichts sah, “das man vergeblich mit den Blättern des Evangeliums zu verdecken suche”.

In unserer Zeit war es der Philosoph Jean-Paul Sartre, der mit Simone de
Beauvoir ähnliche nihilistische Vorstellungen entwickelte. Simone de Beauvoir
hatte recht sonderbare Vorstellungen hinsichtlich der Mutterschaft, die in letzter Konsequenz zu einer “Abschaffung der Menschheit” geführt hätten.

Aber es gibt noch andere destruktive Philosophen, wie z.B. Friedrich Nietzsche, mit seiner “Gott ist tot” Philosophie.

In einer Welt, die sich von Gott abgewandt hat und sich selbst weise dünkt, werden solche pessemistischen und selbstzerstörerischen Ergüsse, nicht etwa als “geistiger Stuhlgang” entsorgt, sondern sind ihrerseits wieder Gegenstand tiefschürfender und geistreicher Betrachtungen und Diskussionen, die der Prediger ebenfalls als “eitel” bezeichnen würde.

Die andere und angenehmere Art auf die “Nichtigkeit des Seins” zu reagieren
ist, “lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot” (1. Korinther 15, 32). Hier gilt: “Man lebt nur einmal, deshalb nichts versäumen und alles mitnehmen, was sich bietet.” Das ist das Verhalten des Reichen, der sich in der Hölle wiederfindet, von dem Jesus im Gleichnis vom armen Lazarus spricht.

Der Prediger unterscheidet zwischen “nichtig” und “Nichts”. Beides hört sich ganz ähnlich an ist aber nicht dasselbe. Paulus schreibt von Menschen die dem
Nichtigen verfallen sind und deshalb entarten (Römer 1, Verse 18ff.) Dafür sind die hier angeführten Geisteshaltungen Beispiele.

Der Prediger weiß zwar davon, dass menschliches Tun an sich nichtig ist, so, wie das “Haschen nach Wind”, aber er weiß von Gott und spricht von einer wahren Weisheit, die im krassen Gegensatz zur menschlichen Weisheit und zum menschlichen Tun steht. Von einem “Nichts”, das hinter allen Dingen steht und nach dem “alles sinnlos ist”, weiß der Prediger nichts.

Er ruft vielmehr zur Freude und dazu auf, das von Gott geschenkte Leben, im Vertrauen auf Gott, der alles in Händen hat, zu genießen, die geschenkten
Möglichkeiten zu nutzen und das trotz aller Eitelkeit des Seins, und das steht im krassen Gegensatz zum “lasset und essen und trinken, denn morgen sind wir tot”.

Das ist die richtige Art, auf die Nichtigkeit des Seins zu reagieren. Und eines
zeigt sich ganz überdeutlich: Dass ohne Gott alles sinnlos ist und der Mensch
ohne Gott nicht vernünftig leben kann. Es geht darum, die richtigen Maßstäbe
anzulegen, Wichtiges vom Unwichtigen, Vergängliches vom Unvergänglichen zu unterscheiden und alles aus Gottes Hand entgegenzunehmen.

Das eigentlich Schlimme ist nicht die “Eitelkeit”, sondern der gravierende Mangel an der Erkenntnis Gottes.

Jörgen Bauer