Paulus, berufen zum Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und Sosthenes, unser Bruder, an die Gemeinde Gottes in Korinth, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen samt allen, die den Namen unsres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

1. Korinther 1, Verse 1 bis 3

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, die ihm sehr am Herzen lag. Korinth war zur damaligen Zeit eine große und bedeutende Hafenstadt, in der es ebenso lasterhaft zuging, wie in den Hafenstädten unserer Tage.

Man ist vielleicht geneigt, den von Paulus gewählten Briefanfang, der in ähnlicher Form immer wiederkehrt, als floskelhaft anzusehen.

Tatsächlich enthält aber auch dieser Briefanfang ganz zentrale, bis heute
gültige und verbindliche Aussagen, weshalb es sich lohnt ihn näher zu betrachten.

In fast allen Briefanfängen bezeichnet sich Paulus als ein Apostel Jesu Christi.
Damit sagt er, dass er sich nicht selbst ein Amt gegeben hat, sondern durch Gott bzw. durch Jesus Christus, in dieses Amt gerufen und entsprechend bevollmächt wurde. Weil das so ist, sind die Aussagen die Paulus in all seinen Briefen macht, autorisiertes Wort Gottes.

Paulus ist damit ein Botschafter, so wie wir ihn aus dem weltlichen Bereich
kennen, wo ein Botschafter vollmächtig die Interessen des Landes vertritt, das ihn als Botschafter in ein anderes Land entsandt hat.

Das sollten wir bedenken, wenn wir im Neuen Testament lesen und uns fragen,
wie ein vollmächtiger Botschafter des Wortes Gottes aussehen muss.

Kann das jemand sein, der das Wort Gottes, als die von ihm zu übermittelnde Botschaft, seinen eigenen Vorstellungen oder dem, was gerade gerne gehört
wird, anpasst oder kann das nur jemand sein, der treu und inbeirrt, zu seinem Auftrag steht, auch auf die Gefahr hin “anzuecken”?

Paulus nennt einen Sosthenes. Er hat sich demnach mit einem treuen Bruder
abgestimmt um sicher zu gehen, dass er den Korinthern die Botschaft richtig und zuverlässig übermittelt.

Paulus schreibt nicht an “seine” Gemeinde. Er schreibt auch nicht von “unserer” Gemeinde. Er weiß, dass Gemeinden immer Gott gehören und die Gläubigen zu Jesus Christus, der sie erlöst, geheiligt und berufen hat.

Die Gläubigen stehen deshalb in einem persönlichen Kindschaftsverhältnis zu Gott, sind Gottes Eigentum und damit nicht “Eigentum” von Gemeindeleitungen, deren Aufgabe es ist, als rechtschaffende Hirten, Gottes Herde, zuverlässig zu führen.

Der Briefanfang ist so gefasst, dass er nicht nur auf die Gemeinde in Korinth,
sondern auf alle bezogen werden kann, die den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen, und das überall und an allen Orten. Zunächst nur im Umkreis von Korinth, wobei dieser Umkreis aber immer größer wurde und heute die ganze Welt umfasst.

“Gnade und Friede” ist ebenfalls keine Floskel sondern umfasst einen ganzheitlichen Heilswunsch, der nicht dadurch geschmälert wird, dass Paulus in seinem Brief auch unangenehme Dinge sagen muss. Auch geistliches Fehlverhalten, das Paulus ansprechen muss, trennt die Gemeinde nicht von Gott und ändert nichts am Status der Gemeinde, als durch Jesus Christus
heil Gemachte und berufene Heilige.

Auch das sollten wir bedenken, wenn irgendwo Kritik geübt und Christen die
Rechtgläubigkeit abgesprochen wird. Insbesondere wenn wir auf die problematische Gemeinde in Korinth blicken, die trotz allem von Paulus als eine Verbindung von Heiligen gesehen wird, scheint Vorsicht geboten.

Jörgen Bauer