Da schrien sie alle miteinander: Hinweg mit diesem, gib uns Barabbas los!

Lukas 23, Vers 18

Als aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern das Getümmel immer größer wurde, nahm er Wasser und wusch sich die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; seht ihr zu!
Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!

Matthäus 27, Verse 24 und 25

Eine schauerliche Szene ist das, was sich hier vor Pilatus abspielt. Das Volk
will Jesus nicht und randaliert wie besessen.

Das war eine der “großen Stunden” Satans.

Es wäre zu einfach dieses Geschehen nur an den Juden festzumachen. Was
sich hier Bahn bricht ist der tief im Menschen sitzende Hass auf Gott. In jedem von uns regt sich tief im Innern die Rebellion, der Widerstand, gegen Gott,
und hier, vor Pilatus, vermischt sich dieser Hass auf Gott unvermittelt mit dem
Ruf nach Selbstvernichtung: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!

Darin steckt eine tiefe innere Logik: Wer Gott hasst und ablehnt, der hasst und lehnt sich damit auch selbst ab, denn wer Gottes hasst, der hasst auch sein Ebenbild, den Menschen und damit sich selbst.

Das Böse in der Welt ist somit immer gegen Gott, die Menschen und damit gegen sich selbst gerichtet, auch wenn das nicht immer sofort durchschaut wird.

Genau das ist das Wesen der Sünde: Zuerst die Trennung von Gott, dem die Trennung von unseren Nächsten folgt, die dann in der Trennung von sich selbst, in einer inneren Zerissenheit, endet. Und wenn wir das Geschehen in der Welt beobachten, dann erkennen wir, dass dem so ist.

Es kommt hier aber noch etwas anderes hinzu, und das betrifft jetzt speziell das Volk Israel, in diesem Fall den Stamm Juda, die Juden, die vom Volk Israel
übriggeblieben waren.

Gott hatte seinem Volk zugesagt, ihre Existenz im gelobten Land, also in dem
Land, das wir heute als Israel bzw Palästina kennen, für alle Zeiten zu sichern,
sie aber in ungute Verhältnisse zu zerstreuen, wenn sie Gott ungehorsam werden.

Mit der Verwerfung des Gottessohnes hatte sich das Volk damit das Urteil
gesprochen. Im Jahre 70 n. Chr. zettelten jüdische Revolutionäre einen völlig sinnlosen Aufstand gegen die Römer an, bei dem die Römer hart zurückschlugen, mit der Folge, dass die Juden anschließend in alle Welt zerstreut wurden.

All die schrecklichen Verfolgungen, denen die Juden im Laufe der folgenden
Jahrhunderte ausgeliefert waren, sind so als Gerichtshandeln Gottes zu
verstehen. Der völlig unsinnige Ausspruch, “sein Blut komme über uns und über unsere Kinder”, hat sich auf schreckliche Weise erfüllt.

Das festzustellen ist nicht opportun. Aber die Frage ist nicht, ob uns das gefällt oder in den Zeitgeist passt, sondern ob es so ist.

Die andere Seite ist die, dass Gott auch die straft, die sich an seinem Volk vergehen. Die Christen hätten deshalb gut daran getan, sich nicht gegen die Juden zu stellen und diese zu verfolgen. Letztlich hat aber auch hier der Satan
wieder “ganze Arbeit” geleistet und den Hass auf Gott anschließend auf das Volk Gottes, die Juden, als den Augapfel Gottes, gelenkt. Und es waren
diesmal Christen, die sich verführen ließen und Satan auf den Leim gingen.

Besteht noch Grund zu der Hoffnung, dass, trotz Satans Grummeln, am Ende
alles gut wird?

Diese Frage kann nur mit einem eindeutigen “JA” beantwortet werden.

Denn der Teufel ist im Grunde ein “dummer Teufel”. Denn er hat nicht gemerkt, dass das Geschehen vor Pilatus – bei der Pilatus eine traurige
Figur abgab (aber das wäre ein Thema für sich) – Teil des unerforschlichen Ratschlusses Gottes war, mit dem eben dieser Teufel besiegt und entmachtet wurde.

So wurde Jesu Leiden und Sterben und all das Unrecht, das Ihm widerfahren ist, die Ursache für unsere Rettung. Das ist unfassbar und unbegreiflich. Aber so handelt Gott. Wir können, wenn wir das wollen, von den Folgen des Hasses auf Gott, befreit und damit für ewig gerettet werden.

Auch seinem Volk gegenüber, das Ihn immer wieder schwer enttäuscht hat, erweist sich Gott als treu. Er hat versprochen sein Volk wieder in dem Land zu sammeln, das er Abraham und seinen Nachkommen als ewiges Erbe zugesagt hat. Und Gott hält, wie für uns erkennbar, seine Zusagen. Und mit seinem
Volk hat er noch viel vor.

Was für ein Gott!

Jörgen Bauer