Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
2. Timotheus 3, Vers 16

Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.
2. Petrus 1, Vers 21

Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht.

Offenbarung 22, Verse 18 und 19

Ist die Bibel, als das Wort Gottes, als göttliche Offenbarung zu den Menschen
gekommen oder ist die Bibel aus der Gemeinde heraus entstanden?

Ein bislang evangelischer Pfarrer, der nunmehr zur katholischen Kirche übertreten wird, ist der Auffassung dass die Bibel, hier insbesondere das
Neue Testament, aus der Gemeinde heraus entstanden ist.

Dies entspricht dem katholischen Verständnis von der Verbindlichkeit der von den Kirchenlehrern aufgestellten Lehren und der Tradition, mittels derer die Bibel praktisch “fortgeschrieben” wird, was dann zu Dogmen, wie denen führte, die der Marienfrömmigkeit zugrunde liegen.

Die Aussage, dass die Schrift aus der Gemeinde heraus entstanden ist, lässt sich damit begründen, dass die Schreiber der Bibel Menschen und Glieder
ihrer jeweiligen Gemeinde waren, die, denkt man an die Schreiber der Briefe im Neuen Testament, zu aktuellen Problemen in den Gemeinden Stellung
bezogen haben.

Auch die Texte des Alten Testaments sind zu einem großen Teil Reaktionen auf menschliches Verhalten oder zeugnishafte Aussagen von gottesfürchtigen Menschen.

Und im Übrigen lässt sich aus den biblischen Aussagen vieles herleiten, mit dem sich das katholische Amtsverständnis begründen lässt. Aber eben aus biblischen Aussagen, womit wir bei der Sache wären.

Betrachtet man die Bibel, stellt man fest, dass die Schreiber zwar den unterschiedlichsten Berufen angehörten und zu unterschiedlichen Zeiten lebten, aber dennoch ein in sich schlüssiges Gesamtwerk geliefert haben,
in dem Querverweise von den jüngsten zu den ältesten Texten und umgekehrt möglich sind, weil sich das Eine auf das Andere bezieht, wodurch sich die Bibel selbst auslegt.

Auch wenn die Schreiber unterschiedliche Menschen waren ist ihnen gemeinsam, dass alle speziell von Gott berufen und bevollmächtigt waren.
Im Neuen Testament sind es Jesus Christus und die von Ihm berufenen und
bevollmächtigten Apostel.

Die göttlichen Offenbarungen fanden mit dem Neuen Testaments ihren Abschluss.

Seither fehlte es nicht an Versuchen die Kette der biblischen und damit göttlich bevollmächtigen Zeugen fortzusetzen und Nachfolger für die Apostel, insbesondere für Petrus (Papsttum), zu installieren.

Aufgrund des biblischen Selbstzeugnisses können wir davon ausgehen, dass uns im Wort Gottes alles gesagt ist, was wir wissen müssen, weshalb keine
neuen Lehren hinzukommen können. Wäre es anders, könnten wir uns unseres Glaubens nie sicher sein.

Es kann demnach nur eines von beiden richtig sein: Entweder verbindliches
Wort Gottes, oder aus der Gemeinde kommende (und damit menschliche) Erkenntisse und Schlussfolgerungen.

Ich glaube an der Erstere und dass es ein Mittelding zwischen Beidem nicht gibt. Also auch keine Mischung zwischen Gottes- und Menschenwort, wie es im
evangelischen Bereich jüngst behauptet wird.

Dass die Bibel, als das Wort Gottes, endlos viel Stoff für lehrmäßige Betrachtungen gibt, steht auf einem anderen Blatt. Diese Betrachtungen, wie sie zu Grundlagen der katholischen Lehre gemacht wurden, mögen hilfreich sein, können aber nie die Bibel ersetzen oder erweitern.

Jörgen Bauer