Ich meine aber dies, dass unter euch der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere: Ich zu Apollos, der dritte: Ich zu Kephas, der vierte: Ich zu Christus.
Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?
1. Korinther 1, Verse 12 und 13

Denn wenn der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere aber: Ich zu Apollos -, ist das nicht nach Menschenweise geredet?
1. Korinther 3, Vers 4

Am 31. Oktober war der Reformationstag, der in manchen Bundesländern
ein gesetzlicher Feiertag ist. Es wird hier an den Anschlag der 95 Thesen
an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg, durch Martin Luther, erinnert. Ob Luther seine Thesen tatsächlich an diese Tür genagelt hat, ist umstritten. Tatsache ist, dass seine 95 Thesen Europa in Aufruhr versetzten.

Was heißt Reformation, und was ist Reformation in gar keinem Fall?

Man hört immer wieder die Aussage, dass Reformation ein ständiger Prozess sei. Diese Aussage wäre dann richtig, wenn es dabei immer nur um die Rückbesinnung auf das reine und unverfälschte Evangelium ginge, weil dieses
im Laufe der Zeit immer wieder unmerklich verfälscht wird.

Das ist aber in aller Regel nicht gemeint, wenn von “ständiger Reformation”
zu Rede ist. Gemeint ist darunter die ständige Anpassung des Evangeliums
an den Zeitgeist, also das genaue Gegenteil von dem, was Reformation im eigentlichen Sinne ist.

Luther ging es darum, dass der Mensch und die Welt erkennt, dass sie unter
der Herrschaft von Sünde, Tod und Teufel steht und dass es der Erneuerung, der Buße, Umkehr und des Sinneswandels bedarf und dass der Mensch dies aus eigener Kraft nicht schafft, weil er innerlich total verbogen ist. Deshalb gilt es, das in Jesus Christus angebotene Heil, als die einzige Möglichkeit zum Heil und zur Rettung anzunehmen.

Und das heißt, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben und zu
unserer Rechtfertigung auferstanden ist und dass keine persönlichen Anstrengungen, sondern allein der (reine und unverfälschte) Glaube zu der Gerechtigkeit führt, die vor Gott gilt.

Luther kam es einzig und allein darauf an, die Kirche von dem Unrat zu reinigen, der sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hat. Luther hätte
einer “lutherischen Kirche” niemals zugestimmt und wäre mit einer, auf ihn
fixierten Anhängerschar, die sich “Lutheraner” nennen, nicht einverstanden gewesen. Er verstand sich immer als Katholik und als Christ.

Luther ging es allein um diese Kirche, die ecclesia, um die aus der Welt Herausgerufenen, die zwar noch Teil der Welt sind, aber nicht mehr zu ihr gehören und deshalb mit der gefallenen Welt keine gemeinsame Sache machen
können.

Luther hatte den Mut – und wurde von Gott bewahrt und getragen – das
wiederentdeckte Evangelium in seiner ursprünglichen und zeitlos gültigen Form
frei zu verkündigen.

Aus der Reformation können wir nur die einzig richtige Lehre ziehen, nämlich die, dass das Wort Gottes, so wie es geschrieben steht, verbindliches und zeitlos gültiges Wort Gottes ist, mit dem Gott selbst zu uns spricht und an das wir uns im Leben und Sterben halten müssen.

Wenn der Reformationstag dazu gedient hat, die Sinne hierfür zu schärfen, war er nicht vergeblich. Und ich bin überzeugt, dass ein freies Bekenntnis im lutherischen Sinne, auch in unserer Zeit, nicht wirkungslos bliebe und für den,
der sich dazu bekennt und daran hält, selbst ein großer Gewinn wäre.

Jörgen Bauer