Ihr sollt wissen, meine lieben Brüder: Ein jeder Mensch sei schnell zum
Hören, langsam zum Reden…langsam zum Zorn.

Jakobus 1, Vers 19

Nachdem ich letztents über “Schwatzbasen” und “Quasselstrippen”
schrieb, will ich mich zum Ausgleich nunmehr mit den “lieben Brüdern”
befassen, wobei es mir, schwerpunktmäßig um das “langsam zum Reden”
geht.

Während die Schwestern redegewandt und in aller Regel sehr gut
verstehbar sind, stelle ich bei den “Brüdern” immer wieder fest, dass
diese so schnell und schludrig reden, dass nicht nur ich, oftmals nur
die Hälfte, wenn überhaupt etwas verstehe.

Wobei ich jetzt nicht weiß, welche Erfahrungen Jakobus mit “Schnellschwätzern”
gemacht hat und inwieweit das in seinen Brief eingeflossen ist. Es dürfte
ihm aber darum gegangen sind, gut hinzuhören, was gesagt wird und zuerst
das Hirn einzuschalten, bevor man den Mund auftut und dann langsamt und
überlegt zu antworten ohne dabei in Rage zu kommen.

Leider ist es mittlerweile so, dass Beschimpfungen, Unterstellungen und
Verdächtigungen an die Stelle von Fakten getreten sind.

Aber nun zum verstehbaren Reden.

In einer Fortbildungsveranstaltung haben wir uns als Teilnehmer einmal in
der freien Rede üben dürfen, wobei die Redner jeweils auf Videorekorder aufgenommen wurden, was hinterher wieder abgespielt wurde.

Einfach entsetzlich, sich selbst auf diese Weise zu erleben. Aber das brachte
mehr als Belehrungen und jede Kritik. Ich habe zu haltende Reden dann
immer auf Kasettenrekorder aufgenommen und angehört. Vieles was sich
gut lesen lässt, hört sich gesprochen ganz “beschissen” an und lässt sich
so verbessern. Man weiß dann auch, wie lange eine Rede oder ein Vortrag
dauert und kann sich Zeit lassen, muss also dem Ende zu nicht immer noch
hastiger reden.

Werden Verkünder eigentlich nicht rhetorisch und in Sprachkursen geschult?

Das scheint notwendig zu sein, denn es ist schade, wenn sich jemand viel Mühe mit einer Predigt gibt und dann nicht verstanden wird, weil er entweder zu schnell oder im Flüsterton spricht.

„Tritt fest auf, mach´s Maul auf, hör bald auf“, soll Martin Luther gesagt haben und das gilt es zu beherzigen, weil auch das zu einer guten Verkündung
gehört.

Jörgen Bauer