Dein Wort ist nichts als Wahrheit, alle Ordnungen deiner Gerechtigkeit währen ewiglich.

Psalm 119, Vers 160

Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.

2. Timotheus 3, Verse 16 und 17

Nach dem Selbstzeugnis der Bibel hat sich Gott in seinem Wort, der Bibel, offenbart und an dieses Wort gebunden. Nach eindeutiger biblischer Aussage ist dieses kein Produkt menschlicher Weisheit, sondern vom Geist Gottes inspiriert und unter dessen Leitung niedergeschrieben. Es ist Gottes Wille, dass wir damit eine verbindliche Richtschnur für unser Leben haben.

Obwohl die Sache damit eigentlich klar ist, gibt es trotzdem zwei Methoden mit der Bibel umzugehen.

Die erste, und damit nach dem Zeugnis der Schrift einzig legitime Methode ist die, “dem Wort zu glauben”, so wie es die Schrift an vielen Stellen fordert und bezeugt, wo davon berichtet wird, dass es Menschen zum Segen wurde, wenn sie schlicht und einfach glaubten. Dies im Vertrauen darauf, dass es Gott besser weiß, als wir es jemals wissen können.

Das ist die bis heute richtige Form des Umgangs mit der Bibel, was nicht ausschließt, die ewigen Wahrheiten der Bibel so in die jeweilige Zeit hinein zu sprechen, dass sie verstanden werden.

Dabei wird berücksichtigt, dass die göttlichen Offenbarungen von Menschen in einem, für uns heute fremdartigen Umfeld, mit deren Worten niedergeschrieben wurden, was aber an der Richtigkeit der Aussagen nichts ändert. Begriffe oder Umstände, die uns fremd sind, müssen hier lediglich in die uns geläufigen Worte, Formulierungen oder Situationen “übersetzt” werden.

Wenn biblische Berichte und Aussagen nicht verstanden werden, ist die Frage nicht wo die Bibel irrt, sondern wo wir irren, und deswegen lassen wir das so stehen und warten, bis uns der Heilige Geist, als Schöpfer des Wortes Gottes, Klarheit schenkt.

Die andere Methode, die in unserer Zeit um sich gegriffen hat, ist die, die Aussagen der Bibel grundsätzlich infrage zu stellen. Man bestreitet deren Authentizität und stellt sie als reine Zeitzeugnisse hin, aus denen das Weltbild und die kulturell bedingten Sichtweisen der Schreiber sowie die aus den damaligen Verhältnissen erklärbaren ethischen und moralischen Vorstellungen erkennbar werden, “was für uns heute alles nicht mehr verbindlich sein kann”.

Auf diese Weise ist die Bibel dann nicht mehr Wort Gottes, sondern Menschenwort, das an verschiedenen Stellen allerdings auch Wort Gottes enthalten kann, was jeweils herauszufinden, Sache der Theologenzunft ist.

Diese Methode eröffnet jede Menge “Freiräume”, die es ermöglichen, die biblischen Aussagen nach Belieben hinzubiegen und sich das herauszupicken, was genehm ist. Wunder und Aussagen, die nicht erklärbar sind, werden zu Mythen, Legenden, frommer Dichtung oder frommen Wunschvorstellungen erklärt, die zwar lehrreich sein können, im Übrigen aber unverbindlich sind.

Auf diese Weise kam es dann zum heutigen Gottesbild, vom “lieben Gott”, der nur noch lieb ist, für den es keine Sünde gibt und bei dem alle in den Himmel kommen.

Da die Bibel damit nicht mehr ewiges und irrtumsloses Wort Gottes, sondern ein menschliches literarisches Produkt ist, muss sie dann auch den jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst und dem aktuellen Wissensstand entsprechend, laufend fortgeschrieben werden.

Bei einem solchen Umgang mit der Bibel ist zu fragen, warum dann ausgerechnet nur die auf angenehm hingebogenen Aussagen “Gottes Wort” sein sollen. Es könnte ja auch gerade andersherum richtig sein.

Es ist eigentlich klar, dass eine auf diese Weise “ausgelegte” Bibel absolut keinen Wert mehr hat. Sie ist vergleichbar mit einer Gebrauchsanweisung, die jeder seinen Vorstellungen entsprechend abändern kann. Eine darauf aufbauende Verkündigung kann dann nur noch nichtssagend sein.

Wir haben dann philosophische Betrachtungen und Spekulationen mit christlichem Anstrich, die, wenn sie gut gemacht sind, allenfalls noch einen gewissen Unterhaltungswert haben können. Aber dazu haben wir ja bereits das Fernsehen.

Die Bibel dem eigenen Gusto entsprechend auszulegen ist an sich Kennzeichen einer Sekte. Unsere Kirche demnach eine Sekte?*

Jörgen Bauer