Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei,
und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden. Und ich sah die Frau, betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich sehr, als ich sie sah.

Offenbarung 17, Verse 3 bis 6

Die Offenbarung des Johannes ist sehr bildhaft, dabei aber voll kraftvoller und auch vieldeutiger Bilder, weshalb es hier die unterschiedlichsten Auslegungen
gibt.

Aber wer oder was ist nun, im Prinzip, mit der Hure und mit Babylon gemeint?

Ich hatte letztens die Aufgabe mich mit diesem Text zu befassen, wobei mir
einige grundlegende Dinge neuerlich bewusst wurden.

Sehr interessant und zum Teil beklemmend ist das, was in älteren Kommentaren dazu steht und zum Teil seltsam bekannt vorkommt.

Die Hure – als Gegenstück zur Braut Christi, der Gemeinde – steht für Treulosigkeit, Unverbindlichkeit, Relativismus, Beliebigkeit. Sie lässt sich mit allem und jedem ein, macht es allen recht, für sie gibt es nichts Richtiges und nichts Falsches, sie liefert zu allem die passende Ideologie, ihr ist nichts heilig,
sie hält Verbindungen mit der gesamten Völkerwelt, einschließlich globarer
Handelsbeziehungen und eines globalen Kulturaustausches.

Babylon kann als die alles dominierende Wirtschaftsmacht angesehen werden,
die von der “Kultur” der Hure durchdrungen ist und entsprechend handelt:
Unsaubere Geschäfte, Lug und Trug.

Nach Außen hat alles einen großen Glanz. Die Menschen berauschen sich an der “Herrlichkeit der Hure”. Sie trinken vom Wein ihrer Unzucht in dem sie die unverbindlichen “Ideale” der Hure übernehmen und sich hier verführen lassen.

Die dunkle Seite ist die, dass sich die Hure Babylon bereits in der Wüste, als
Zeichen des Gerichts Gottes, befindet und von einem Tier getragen wird.
Die Hure geht somit nicht aus eigener Kraft, sondern wird von einer gottfeindlichen Finsternis-Macht getragen, die tatsächlich das Sagen hat, ohne dass dies der Hure bewusst wird.

Die Früchte ihres hurenhaften Tuns, in Form der Lüge und vielfachen Unrechts
befinden sich in einem nach außen goldenen Becher, womit der Unrat kaschiert wird.

Es ist völlig klar, dass die Hure den Christen, den Heiligen, höchst feindlich gegenübersteht, gegen diese wütet und von deren Blut regelrecht betrunken ist wobei sie sich als Siegerin über die hinderlichen, rückständigen usw. Zeugen Jesu erlebt.

Die Hure und Babylon stehen auch bildhaft für alles vergleichbare Geschehen in der Weltgeschichte, wobei sich die Dinge, dem Ende zu, noch steigern werden. Deshalb auch Mutter aller Hurerei auf Erden, wobei gleichzeitig das
Geheimnis der Bosheit und des Bösen erwähnt wird, das uns unerklärlich bleibt.

Sehr aufschlussreich ist der Untergang der Hure und der Untergang Babylons.

Die mit dem Tier verbundenen Wesenheiten, als Häupter und Hörner beschrieben, womit wieder andere in der Welt wirkende Mächte gemeint sind,
werden sich einmütig gegen die Hure verbünden und sie zerfleischen und
damit alles das vernichten was das Wesen der Hure ausgemacht hat.

Und dahinter wird Gott stehen, der die Herzen der Machthaber so lenkt, dass sie Sein Gericht ausführen. Wobei diese Mächte ihrerseits satanisch gelenkt sind. Gott kann aber auch diese Mächte in seinen Dienst stellen.

Auch mit dem scheinbar unbesiegbaren und alles dominierenden Babylon wird es ein ganz plötzliches Ende nehmen, sodass es total und völlig ausgelöscht wird, so, als wenn es nie dagewesen wäre. Babel hatte eine überquellende Macht und einen überquellenden Reichtum, der immer nur auf Kosten anderer
möglich war. Entsprechend radikal ist dann auch das Gerichtshandeln Gottes.

Bei der Hure habe ich manchmal schon an eine Hurenkirche gedacht – und so
wird das zum Teil auch ausgelegt – die sich allem anpasst, bei allem mitmacht und zu allem die “frommen Begründungen” liefert, bis ihre “Dienste” dann nicht mehr gebraucht werden und sie, als bis dahin “nützliche Idiotin”, abserviert wird.

Und die Mächte, welche die Hure zerreißen, könnten solche sein, die dem
Relativismus, der Beliebigkeit und der daraus resultierenden Dekadenz zutiefst feind sind. Ich denke da an eine sich einer christenfeindlichen Ideologie oder Religion anbiedernde Kirche, die am Ende von dieser plattgemacht wird.

So wie einst Lot aus Sodom herausgeführt wurde, sind auch die Christen gerufen, Babylon rechzeitig zu verlassen um nicht an ihren Sünden und Plagen teilzuhaben. Das ist hier aber mehr bildlich zu verstehen, denn die Christen
können ja die Welt nicht verlassen.

Für Christen kann das bedeuten, nicht aus einem falsch verstandenen Liebesbegriff oder einem falsch verstandenen Gemeinschaftssinn an widergöttlichen Dingen teilzuhaben, denn gemeinsames Sündigen stiftet niemals Gemeinschaft.

Christen müssen hier bis zum Schluss klare Trennungslinien ziehen, und jeder kennt die Vorwürfe und Anschuldigungen, die sich hier konstruieren lassen, wie Lieblosigkeit, Intoleranz – mit anderen Worten: Anschuldigungen mit den Begriffen, die dem Wesen der Hure entsprechen.

Liebe kann nie darin bestehen, jemandes Sünden oder Fehlhaltung als “richtig” oder gar “gottgewollt” zu bestätigen, wie es die Hure gemacht hat.

Was uns hier stärkt ist das Wissen, dass die Hure und Babylon nur vorübergehende Erscheinungen sind, die uns deshalb nicht in ihren Bann
ziehen dürfen.

Jörgen Bauer