Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht
so bin wie die anderen Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie
dieser Zöllner.

Lukas 18, Vers 11

Jesus verurteilt in diesem Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner (Lukas 18, Verse
9 bis 14) selbstgerechtes und letztlich heuchlerisches Beten, mit dem der
Zöllner von Gott nicht erhört wird. Wohl aber der fern stehende, seine Sünden
bekennende Zöllner, der Gott bittet, ihm gnädig zu sein.

Aber dürfen wir Gott nicht dafür danken, dass wir weder Räuber, Betrüger,
Ehebrecher und ähnliches geworden sind und zudem unsere christlichen Pflichten erfüllen?

Ich denke, dass wir das schon dürfen. Aber es kommt dabei auf die innere
Einstellung an.

Schon im jugendlichen Alter wurde mir klar, dass es nicht mein Verdienst ist,
wenn ich kein Räuber, Mörder, Betrüger usw. geworden bin, denn alle diese Neigungen stecken in allen von uns, auch in mir, von Natur aus drin.

Und dass ich kein Räuber, Mörder und dergleichen wurde, war vielleicht auch nur ein Mangel an Gelegenheit! Es ist auf gar keinen Fall mein Verdienst, etwa deshalb weil ich von Natur aus, ein so herzensguter, zum Bösen unfähiger Mensch wäre.

Wenn ich nicht kriminell geworden bin und auch hoffe, weiterhin nicht kriminell
zu werden, dann ist das keinesfalls mein Verdienst, sondern einzig und allein
der Gnade Gottes zu verdanken, die mich hier bewahrt und vielleicht in manchem Fall rechtzeitig festgehalten hat und auch weiterhin festhält, ohne dass ich das merkte.

Der Pharisäer in Jesu Gleichnis, betet deshalb vergeblich, weil er sein “frommes
Leben” als seine ganz persönliche Leistung ansieht und dabei Gott, als den
Geber aller Gaben, gering schätzt. Mit einer solchen Sichtweise lägen wir total
daneben.

Wir dürfen Gott aber immer und jederzeit für seine Bewahrung danken und
Ihn bitten, dass er uns weiterhin bewahrt.

Jörgen Bauer