Meint ihr, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht. Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei gegen zwei und zwei gegen drei. Es wird der Vater gegen den Sohn sein und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Lukas 12, Verse 51-53

“Das wichtigste an Jesu Nachfolge ist für mich die Liebe, wie könnte ich Jesus ohne Liebe folgen, oder Liebe weiter geben?” – schrieb letzthin eine Dame.

Sehr gut, wenn es so ist. Die Liebe ist nach den Worten des Apostels Paulus
das Wichtigste überhaupt, ohne die der Glaube nutzlos wäre (1. Korinther 13, 13). Und das deckt sich auch mit den übrigen Aussagen des Wortes Gottes.

Trotzdem wird mir bei dem Wort “Liebe” immer etwas unwohl. Und zwar deshalb weil “Liebe” ein sehr schillernder und vieldeutiger Begriff ist. Jedenfalls in unserer Sprache. Im griechischen Urtext des Neuen Testaments steht für
Liebe hier das Wort “Agape”, was “göttliche Liebe” heißt, im Gegensatz zur “Philon” und “Eros”.

Die Worte Jesu, die ich der heutigen Andacht vorangestellt habe, scheinen
wenig mit Liebe zu tun haben. Liebe ja, aber nicht um jeden Preis. In der Parallelstelle zu den heutigen Versen heißt es: “Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert” (Matthäus 10, 37).

Das sind und waren harte Worte!

Es geht hier jedesmal darum, und das deckt sich mit den übrigen biblischen Aussagen, dass wir uns entscheiden müssen. Und da ist es so, dass sich an Jesus Christus, und hier insbesondere am Kreuz Christi, bis heute die Geister scheiden.

Im Wort Gottes ist nicht umsonst vom Überwinden, vom breiten und vom schmalen Weg, vom Kreuz, das wir auf uns nehmen müssen usw. die Rede.

Schon zu Zeiten Jesus hat das dazu geführt, dass viele seiner Jünger nicht mehr mit Ihm gingen.

Deshalb sollten wir uns nicht immer nur mit den Versen befassen, in denen es
um Liebe geht, sondern auch mit denen, die uns klarmachen, dass es um Alles oder Nichts geht und dass man sich im Glauben auf etwas einlässt, das uns
sogar von sehr nahestehenden Menschen entzweien kann, von den sonstigen
Problemen, wie Verfolgung und ähnlichem, erst gar nicht zu reden.

Jesus hat seinen Jüngern hier immer reinen Wein eingeschenkt und tut das
Er in seinem Wort auch uns gegenüber.

Sind wir bereit Jesus Christus an die erste Stelle zu setzen, oder sind wir nicht dazu bereit, wobei Jesus Christus für die Fülle des ewigen Lebens und alles das steht, wofür sich jeder Einsatz lohnt?

Nun soll mit diesen Ausführungen niemand Angst gemacht und auch niemand
entmutigt werden. Wir können fest darauf vertrauen, dass unser Herr Jesus
Christus uns auch durch dunkle Täler hindurch begleitet und dass Seine Liebe
zu uns kein Ende hat.

Und wir dürfen auch die Menschen, die uns nahestehen, weiterhin mit den Augen Gottes sehen, sie insoweit lieben und versuchen sie zu Jesus zu führen, aber wir dürfen, um unseren nächsten Angehörigen zu gefallen, nicht unseren Heiland Jesus Christus verraten. Hüten wir uns deshalb vor dem inflationären Gebrauch des Wortes “Liebe”.

Möge uns Gott vor solchen Konflikten bewahren, und wenn sie nicht zu vermeiden sind, mit Kraft und Weisheit aus der Höhe ausrüsten.

Jörgen Bauer