Auch ein Tor, wenn er schwiege, würde für weise gehalten und für verständig, wenn er den Mund hielte.

Sprüche 17, Vers 28

Hierzu gibt es ein adäquates klassisches Zitat:

“Hättest du geschwiegen wärst du ein Weiser geblieben.”

In unsere Zeit spricht man “von ins Fettnäpfchen treten”, “sich den Mund
verbrennen”, “sich zu weit aus dem Fenster lehnen”, “Reden ist Silber,
Schweigen ist Gold” und ähnlichem. Durch eine vollmundige Aussage kann man sich als jemand erweisen, der keine Ahnung hat und damit blamieren – oder auch eine Lawine lostreten.

Ich denke, dass wir uns hier alle schon einmal blamiert oder für Unruhe
gesorgt haben.

Im Laufe des Lebens wird man deshalb vorsichtiger und schaut sich das Umfeld an, bevor man etwas sagt und sich dabei vielleicht noch “um Kopf und Kragen redet”.

Bei dem heutigen Vers geht es aber um noch etwas anderes:

Jemand sagt nichts, obwohl er etwas Qualifiziertes zur Sache sagen könnte, weil er erkennt, dass das jetzt nichts bringt oder ihm und der Sache sogar schaden könnte.

Es geht hier um die Zurückhaltung beim Reden, wodurch verhindert wird, dass es zu einer hitzigen Diskussion und vielleicht zu langandauernden Zerwürfnissen kommt, die sich als hinderlich für die Sache erweisen, für die
man eintritt.

Im Neuen Testament heißt es hierzu in Jakobus 1,19:

“Ihr sollt wissen, meine lieben Brüder: ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.”

Der Gelassene wird also abwarten bis der Augenblick zum Reden gekommen ist. Wie jeder weiß kann es sehr schwerfallen den Mund zu halten, insbesondere wenn man das Gefühl hat, unbedingt etwas sagen zu müssen weil es einen sonst “zerreißt”.

Aber wie schnell sind dann auch Dinge gesagt, die man besser nicht gesagt hätte oder mit denen man sich zum Narren gemacht hat. Das Wort das
man gesagt hat, lässt sich, ebenso, wie ein Gewehrkugel, nicht mehr zurückholen und Worte können die Wirkung von Gewehrkugeln haben.

Das andere Extrem zum Reden zur unpassenden Zeit am unpassenden Ort, ist die ständige Anpassung, bei der man, aus lauter Angst unangenehm aufzufallen, nur noch so “ausgewogen” spricht, dass am Ende überhaupt nichts mehr gesagt wird. Diese “stromlinienförmige Methode” des nichtssagenden Redens ist allenthalben weit verbreitet,

Es ist der Geist Gottes, der uns gewiss macht, dass sich die Wahrheit, auch ohne unseren Redebeitrag, immer wieder ganz und von selbst durchsetzt, weshalb wir ruhig und gelassen bleiben können. Wir erkennen dann, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem wir wirklich reden müssen.

Der Liederdichter Johann Heerman hat das so treffend in seinem Lied
“O Gott, du frommer Gott” gesagt:

Hilf, dass ich rede stets, womit ich kann bestehen;
lass kein unnützlich Wort aus meinem Munde gehen;
und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss,
so gib den Worten Kraft und Nachdruck ohn Verdruss.

Dazu möge uns der Geist Gottes allezeit verhelfen.

Jörgen Bauer