Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die
Wahrheit ist nicht in uns.
Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit

1. Johannes 1, Verse 8 und 9

Viele Menschen können mit dem Begriff “Sünde” überhaupt nichts anfangen, was auch daran liegt, dass den Menschen erklärt wird, dass Sünden eine
Erfindung der Kirche sei, dazu angetan, den Menschen Schuldgefühle
einzureden um sie anschließend in Druck bringen zu können, denn tatsächlich sei ja dem aufgeklärten und mündigen Menschen alles erlaubt.

Bei Sünde denkt man deshalb allenfalls an Verkehrssünden oder Diätsünden.

Ich bekomme immer wieder Anfragen, in denen mir Menschen ihre Sündennöte
schildern. Daran erkenne ich, dass Sünde keine Erfindung der Kirche ist, sondern dass Menschen tatsächlich, zum Teil schwer, unter ihren Tatsünden leiden. Und um die geht es in den heutigen Versen.

Weil sie immer wieder in die gleiche Sünde fallen, halten sich manche für so schlecht, dass sie meinen, dass das Maß nun voll ist und Gott ihnen nicht mehr vergibt. Und mancher hält sich für den größten Sünder im Land und meint dass er in seiner Art der Einzige ist,

All denen, die das so empfinden sei gesagt, dass dies ganz und gar nicht so ist!

Wer immer wieder der gleichen Versuchung erliegt, obwohl er das eigentlich nicht möchte, ist eigentlich ein ganz normaler Mensch. Denn uns allen geht es
mehr oder weniger so. Und der Kampf gegen die eigenen Schwächen kann nie
gewonnen werden, weil die Sünde dadurch, dass wir uns ständig mit ihr
beschäftigen, eher noch gestärkt wird.

Was Not tut ist nicht der Kampf gegen die eigenen Schwächen und Fehler, sondern das Streben nach Vollkommenheit. Tatsächlich werden wir nie wirklich vollkommen sein. Wir können aber in der Schule Jesu bleiben, der mit uns, als
seinen Schülern, die, nach Schülerart, immer wieder “Mist bauen”, die allergrößte Geduld hat. Und solange wir leben ist es nie zu spät.

Der Blick von sich weg, allen auf Jesus, verhilft uns dazu, dass unser Fühlen und Denken mit neuen Inhalten gefüllt wird, so dass wir dahin kommen, dass die bisherigen Versuchungen, für uns gar keine Versuchungen mehr sind, weil wir das Interesse an ihnen verloren haben. Das ist eigentlich der einzige Weg zur Heilung.

Auf diesem Wege gibt es auch Rückschläge und manchem will das nicht gleich
gelingen. Aber es gilt, was in den heutigen Versen steht: Wenn wir unsere
Schwächen immer wieder bekennen, vergibt uns Gott immer wieder, ohne
Obergrenze.

Mir fällt hier die Geschichte eines Mannes ein, der bei einer Evangelisation
das Wort hörte, “das Blut Jesus Christi reinigt uns von aller Sünde.”

Am nächsten Tag fragte er den Prediger, ob das wirklich wahr sei. Nachdem dies der Prediger bejahte, begann der Mann eine Reihe schwerster Verfehlungen zu bekennen – ganz erheblich schwerer, als die, unter der mancher leidet und eine schwerer als die andere – wobei er nach jeder eingestandenen Verfehlung fragte, “vergibt mir Gott das auch? Die Antwort des Predigers war jedes Mal: “Das Blut Jesus Christi reinigt uns von aller Sünde.”

Am Ende war der Mann frei, er gab sein bisheriges Leben vollständig auf und konnte neu beginnen. Und so können auch wir jeden Tag neu anfangen.

Jörgen Bauer