Siehe ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden
empfangen.

Psalm 51, Vers 7

Der zweite Halbsatz des heutigen Verses wurde schon mal als Beweis für die
Leibfeindlichkeit der Kirche – hier der katholischen Kirche – mit folgenden Worten kommentiert:

“Angesichts solcher Verse sei es ja kein Wunder, wenn die Kirche Leib-, Sex- und Lustfeindlich ist”, hieß es.

Aber stimmt das? Ist der Vers so zu verstehen?

Kurzum, es kann überhaupt nicht sein, dass das zur Fortpflanzung unvermeidliche geschlechtliche Tun – das dem Schöpfungsauftrag Gottes entspricht – Sünde ist. Die Sexualität ist gute Gabe Gottes und damit keine Sünde. Sünde ist der Missbrauch dieser Gabe.
Die Bibel spricht hier von “Unzucht”.

In dem Psalmvers geht es um den Sünder, um den von Natur aus gegen Gott rebellierenden Menschen. Das ist der Zustand, in dem wir uns alle befinden. In diesem Zustand befindet sich auch die Mutter, egal ob während der Empfängnis oder davor oder danach. Und wenn bereits Vater und Mutter von Natur aus Sünder sind, können auch die Kinder nicht besser sein. Und genau das bringt David hier zum Ausdruck.

Der Psalm steht deshalb unter der zutreffendem Überschrift, “Gott sei mir Sünder gnädig”. In diesem Psalm gesteht David, dass er ein Sünder ist und
dass ihn das schwer belastet, weshalb er Gott inständig und herzlich um Vergebung und Löschung seiner Schuld bittet.

König David hat viel und schwer gesündigt, eingeschlossen Mord und Ehebruch.

In dem Psalm wird aber gleichzeitig auch Davids Vertrauen in die Güte und
Barmherzigkeit Gottes spürbar. David kann nur deshalb so offen, frei und ehrlich zu Gott sprechen, weil er weiß, dass Gott ihn kennt und versteht.

Verstehen nicht im Sinne von Gutheißen der Sünde, sondern im Sinn von Durchschauen. Gott durchschaut den Menschen bis auf den Grund seines
Herzens und kennt dessen geheimste Regungen.

Und Gott vergibt uns unsere Sünde und Schuld, wenn wir diese ehrlich bekennen und bereuen und um Vergebung bitten. Die Schuld wird dann gelöscht und muss uns nicht mehr belasten. Gott vergibt uns auch unsere unerkannten Sünden, wenn wir in Seinem Licht unsere Verkehrtheit erkennen und bekennen.

Unvergebene Schuld stellt eine Belastung dar, die nicht dadurch verschwindet, dass man sie bagatellisiert, relativiert und kleinredet. Schuld kann krank machen. Deshalb tun wir gut daran, unser Verhältnis zu Gott – und auch
das zu unseren Mitmenschen – täglich zu bereinigen.

Und das wusste auch ein David. Und deshalb war David, wie die Schrift bezeugt, ein Mann nach dem Herzen Gottes.

Jörgen Bauer