Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib. Siehe, auch die Schiffe, obwohl sie groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wohin der will, der es führt. So ist auch die Zunge ein kleines
Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald
zündet’s an!

Jakobus 3, Verse 3 bis 5

Ein Pfarrer kündigte einmal von der Kanzel seiner Gemeinde an, dass er ihr
jetzt sein Organ zeigen werde, mit dem er die meisten Sünden begeht.
Die Gemeinde hielt in Erwartung des Kommenden den Atem an – aber der
Pfarrer streckte nur seine Zunge heraus.

Im Jakobusbrief wird die Macht der Zunge, “die kein Mensch zähmen kann”, mit
deutlichen Worten beschrieben. Mit der Zunge können wir Frieden stiften, aber auch einen Krieg entfesseln. Wir können Gott loben, Ihm aber auch fluchen.

Ist das jetzt ein Widerspruch zu der Aussage, dass es nicht auf Worte, sondern auf Taten ankommt? Die Taten also schwerer wiegen?

Es ist kein Widerspruch, weil Worte nicht gleich Worte sind. Hier ist zwischen dem Schwätzer und dem zu unterscheiden, der seine Worte so einsetzt, dass diese selbst zu Taten werden.

Beim Schwätzer kommt es darauf an, ob er das, was er sagt, in die Tat umsetzt. Beim Tatwort wird unmittelbar etwas bewirkt. Man denke an einen mündlich geschlossenen Vertrag, eine bindende Zusage, eine Erklärung, eine Aussage, einen Befehl, einen Auftrag, ein Urteil oder ähnliches.

Während sich das im alltäglichen Rahmen bewegt, können auch Verleumdungen und Beleidigungen ausgesprochen werden, die Straftatbestände erfüllen und Folgen haben.

Es kann mit schlimmen Folgen aufgehetzt, aufgewiegelt und intrigiert, aber umgekehrt auch Trost zugesprochen, ermutigt und Frieden gestiftet werden.

Im 8. Gebot und in Jesu Worten, dass wir einst über jedes unnütze Wort
Rechenschaft geben müssen, klingt an, dass Worte eben nicht nur Schall und
Rauch sind, sondern wie scharfe Pfeile wirken, verletzten und sogar töten können.

Deshalb sollen wir langsam zum Reden sein und erst das Hirn einschalten, bevor wir den Mund auftun. So wie ein abgeschossener Pfeil nicht mehr
zurückgeholt werden kann, ist es mit jedem Wort, das über unsere Lippen gekommen ist.

Und deshalb müssen wir uns ständig in der Beherrschung unserer Worte üben. Unbedachte Worte können schlimme und nachhaltige Folgen haben,
und je mehr Einfluss einer hat, umso mehr muss er auf seine Worte achten.

Dass unsere Worte Wirkungen haben, weist auf unsere Gottesebenbildlichkeit.
Auch Gottes Worte sind Tatworte. “Er spricht und es geschieht”, steht geschrieben.

Wir wollen Gott deshalb um viel Weisheit, um viel Verstand, Klugheit und Vernunft bitten, damit wir, mit dem, was wir reden, bestehen können.

Jörgen Bauer