Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.

Kolosser 3, Vers 2

Der Abschnitt, in dem dieser Vers steht, hat die Überschrift “Der alte und
der neue Mensch” und dieser neue Mensch ist dazu aufgerufen, die Glieder,
die auf Erden und Träger aller Untugenden und bösen Begierden sind, zu töten.

Das ist eine hehre Idealforderung, der vermutlich niemand nachkommen
kann, und ich natürlich auch nicht. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich das
anstellen sollte, denn es ist nun mal so, dass wir Gefühle und Gedanken,
die spontan aus unserem Herzen kommen, nicht verhindern können.

Beinhalten die Worte des Apostel Paulus nun so etwas, wie eine “Saure-Trauben-Theorie”, wie man bei manchen Forderungen den Eindruck haben könnte?

Nach der Fabel, in der es um die Sauren Trauben geht, geht es darum, dass
der an sich schlaue Fuchs, nicht an die Trauben herankam, weshalb er sich
damit herausredete, dass ihm die Trauben zu sauer seien und er deshalb auf
den Genuss der Trauben verzichte.

Solche Fabeln, in denen menschliches Verhalten karikiert wird, enthalten immer
auch einen wahren Kern.

Nun fordert Paulus uns aber nicht dazu auf, zu Tugendbolden zu werden,
sondern es geht darum, nach dem zu trachten, was droben ist, also nach
Gott zu schauen und uns mehr und mehr von seinem Geist füllen zu lassen,
damit wir das ablegen können, was uns von Gott noch trennt.

Bei uns zuhause bitten wir darum, dass Gott den Kraftstrom, von Ihm in
unser Leben, keinen Augenblick abreißen lässt, weil wir ohne seine Kraft nicht
vernünftig leben könnten.

Wir können nur darum bitten, wodurch wir aber nicht zu besseren und
vollkommeneren Menschen werden. Wir können nur darum bitten, dass uns
Gott vergibt und alles hinwegnimmt, was uns von Ihm trennt oder trennen könnte und uns immer wieder erneuert.

Das regelmäßige Gebet und der Aufblick auf Gott führen aber dazu, dass
man sich allmählich verändert und das Interesse an Untugenden aller Art
nachlässt und sich die Sicht- und Verhaltensweisen nach und nach zum Besseren wenden.

Und hier muss man dran bleiben, denn es ist oftmals wie ein Schwimmen
gegen den Strom: wer aufhört, der treibt zurück.

Jörgen Bauer