Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht
wert. Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert
um meinetwillen, der wird’s finden.

Matthäus 10, Verse 38 und 39

Wenn man diese Verse liest wird man sofort an schwere Belastungen denken, die man, um Jesu und des Glaubens willen, auf sich nehmen muss, zumal es in den vorausgehenden Versen darum geht, im Konfliktfall sogar mit den eigenen
Angehörigen zu brechen.

Ich will die Thematik, um die es hier geht, jetzt aber nicht so hoch hängen, denn das, was Jesus hier sagt, ist praktisch schon ein Extremfall. Tatsächlich
fängt das, mit dem Kreuz auf sich nehmen, schon viel weiter unten an.

Jeder von uns hat den natürlichen Wunsch ein erfülltes und glückliches Leben zu haben. Dabei geht es um das Glück in der Liebe, um Wohlstand, um Ansehen, Einfluss und Bedeutung und was es da so mehr gibt.

Alles Dinge gegen die im Grunde nichts zu sagen ist, sofern es dabei ehrlich zugeht.

Aber meistens fangen die Konflikte hier bereits an, wenn die eigenen Ziele
ehrgeizig und ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt werden, wobei man sich
und andere zerstört und dabei immer wieder sein eigenes Unvermögen und seine eigene Unfähigkeit entdeckt, die es ständig zu kaschieren gilt.

Und wenn etwas erreicht wurde, dann bedeutet das nicht, dass man zufrieden
ist, sondern man will immer noch mehr, und so geht das immer weiter, weil alles, was die Welt zu bieten hat, das innere Loch, die innere Leere, nicht füllen kann.

Wirkliche Erfüllung finden wir nur im Glauben und in der Gemeinschaft mit Gott und Jesus Christus. Deshalb müssen wir uns unser Leben lang immer wieder entscheiden und dabei das Kreuz manches Verzichts auf uns nehmen, weil wir dadurch etwas Besseres, etwas von Ewigkeitswert, erlangen.

Wichtig ist nicht, was wir an vergänglichen, irdischen Gütern und Ansehen, das
spätestens nach unserem Tod verblasst, erworben haben, sondern dass wir im Glauben stehen, der ein Wert an sich ist. Sich derartig auszurichten wird in unserer materialistisch orientieren Welt immer schwieriger, aber trotzdem ist es der einzige Weg zum Ziel,

Auf dem Holzweg und ein Verführer ist, wer ein Wohlstandsevangelium verkündet. Solches hat in manchen Kreisen Konjunktur. Es wird dabei erklärt, wie man seinen Glauben und das Gebet so einsetzt, dass sich der gewünschte Erfolg einstellt. Gott soll praktisch vor den Karren der eigenen irdischen Wünsche gespannt werden.

Selbstverständlich sollen und können wir Gott alles im Gebet hinlegen, und
wir dürfen IHN auch um Glück und Erfolg bitten – aber immer nur unter der
Prämisse – “nicht mein, sondern dein Wille geschehe” – weil Gott einen Plan
mit unserem Leben hat und genau weiß, was für uns das Beste ist.

Und das Beste ist ein gesegnetes und erfülltes Leben, das in unserer Beziehung zu Gott besteht, aus dem dann andere, zwischenmenschliche und sonstige segensreiche, das Leben bereichernde Beziehungen erwachsen.

Eleonore Fürstin von Reuß – 1835 – 1903 – hat ihre diesbezüglichen Erfahrungen in diesem Lied ausgedrückt:

Ich bin durch die Welt gegangen,
und die Welt ist schön und groß,
und doch ziehet mein Verlangen
mich weit von der Erde los.

Ich habe die Menschen gesehen,
und sie suchen spät und früh,
sie schaffen, sie kommen und gehen,
und ihr Leben ist Arbeit und Müh.

Sie suchen, was sie nicht finden
in Liebe und Ehre und Glück,
und sie kommen belastet mit Sünden
und unbefriedigt zurück.

Es ist eine Ruh vorhanden
für das arme, müde Herz;
sagt es laut in allen Landen:
Hier ist gestillet der Schmerz.

Es ist eine Ruh gefunden
für alle fern und nah:
In des Gotteslammes Wunden,
am Kreuze auf Golgatha.

Jörgen Bauer