Und es begab sich, da Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre. Denn er predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten.

Matthäus 7, Verse 28 und 29 (Luther 1912)

Im Wort Gottes ist verschiedentlich von „Entsetzen“ die Rede und im Neuen Testament wird berichtet, dass sich die Menschen über die Taten und Worte Jesu entsetzten.

Statt entsetzen kann man auch „erschrecken“ oder schockieren“ sagen, wobei man hinsichtlich des Redens und Handelns Jesu, zutreffender von „Schock“ und „schockieren“ sprechen sollte.

Denn wenn Jesus unbegreifliche Wunder bewirkten, die Verkehrtheit der frommen Juden anzuprangern und dem Volk seine Verlorenheit aufzuzeigen und zur Umkehr zu rufen, kann das für die Zuschauer und Hörer nur „schockierend“ gewesen sein.

Uns sind zwar viele Aussagen von Jesus überliefert, oft heißt es aber nur, dass er das Volk gelehrt hat wonach es sich entsetzte, wobei es sicher nicht nur mich interessieren würde, was Jesus seinen Zuhörern im Einzelnen gesagt hat.

Manche Ausleger meinen, dass dies aus den Briefen der Apostel hervorgehe, die Teile des Neuen Testaments sind.

Einen Schluss können wir allerdings ziehen, nämlich den, dass Jesus nicht nur sanft gesäuselt, sondern Klartext geredet hat, wobei die Hörer deutlich spürten, dass Jesus die Wahrheit sagt.

Und mit der ungeschminkten Wahrheit des Evangeliums, in dem es letztlich um Himmel und Hölle geht, kann man die Menschen nach wie vor schockieren.

Ich denke an den Schock und das Entsetzen das ein schwedischer Bischof auslöste, als er in einer Radiosendung sagte, dass es sein könne, „dass Sie heute Abend ins Bett gehen und morgen früh in der Hölle aufwachen“. Das liegt zwar schon einige Jahrzehnte zurück, aber die Wirkung wäre heute nicht anders.

Aus dem Umfeld des Bischofs versuchte man diese Aussage abzumildern, als Missverständnis und nicht ernst gemeint hinzustellen. Der Bischof blieb aber bei seiner Aussage und dass er diese tatsächlich so gemeint habe, was das „Entsetzen“ – und die “Empörung” – weiter steigerte.

Solcher Mut wäre manchem unserer heutigen „Schriftgelehrten“ auch zu wünschen. Was würde wohl passieren, wenn hierzulande wieder Klartext geredet und das Wort Gottes nicht ständig entschärft, „unzumutbare Aussagen“ übergangen und der Rest passend hingebogen würde?

Möglicherweise wären volle Kirchen die Folge!

Denn die Menschen spüren ganz genau was richtig und falsch ist und wollen klare Antworten auf ihre existenziellen Fragen. Bei aller Abkehr von Gott hat der Mensch im Innersten ein Gespür dafür behalten, was richtig ist, weshalb er für das Evangelium grundsätzlich offen ist.

Und wer ehrlich zu sich selbst ist, erkennt, dass Gottes Wort die Wahrheit sagt. Wäre es anders könnte man nicht schockiert sein, wenn man die eigene Lage im Licht des Wortes Gottes erkennt.

Das unverkürzte und unverfälschte Wort Gottes kann Verschüttetes wieder ans Licht bringen. Und dabei kann es seine rettende Kraft entfalten. Das war zu den Zeiten Jesu nicht anders.

Es geht nicht darum, den Leuten „Angst einzujagen“. Im Gegensatz zur Angst, die lähmt, wirkt ein wohldosierter Schock aufweckend und anregend. Und das brauchen wir alle immer wieder, weil die Gefahr des Einschlafens so groß ist, weshalb das Wort Gottes immer wieder davor warnt.

Deshalb wollen wir uns immer wieder der göttlichen „Schocktherapie“ aussetzen, in dem wir treu am Wort Gottes bleiben und vielleicht schadet es nichts, es selbst einmal mit einem heilsamen Weckruf, in unserer Umwelt hinein, zu versuchen.

Jörgen Bauer