Dein Reich komme.

Matthäus 6, Vers 10

Ich erinnere mich hier an eine Aussage meines ehemaligen Religionslehrers.
Wir befanden uns damals noch in der DDR, und aufgrund der dortigen Verhältnisse stellte sich da des Öfteren die Frage, wo und unter welchen Verhältnissen es einem wohl besser gehen würde.

Die Antwort stand da immer schon fest: „Natürlich unter den Verhältnissen
im Westen“ und damit unter amerikanischer Vorherrschaft.

Und hier machte der Religionslehrer folgende, für uns damals überraschende Aussage: So habe er das auch schon gesehen, aber ein Glaubensbruder habe ihm hier Folgendes bewusst gemacht:

Nicht westliche oder östliche Vorherrschaft, nicht Amerikaner oder Russen, nicht Kapitalismus, Kommunismus oder sonstige wie auch immer erdachte ideale Verhältnisse sind das Entscheidende, sondern „Dein Reich komme!“
Das ist die christliche Hoffnung, und darauf warten wir, denn alle menschlichen Versuche ideale Verhältnisse zu schaffen sind letztlich gescheitert, und so
wird es bleiben.

Das heißt aber nicht untätig zu sein. Dass wir Christen auf das Reich Gottes
warten, darf keine Ausrede dafür sein, dass man sich nicht für eine
Verbesserung der Verhältnisse einsetzt. Als Christen sollen wir nach wie vor
“der Stadt Bestes suchen”.

In Sachen des Reiches Gottes kann es auch nie um billigen Trost, oder gar „Opium fürs Volk“, gehen, sondern um die große Hoffnung, die wir als Christen haben, die tiefe und große Freude bewirkt und die uns ganz entscheidend dabei hilft, widrige Lebensumstände nicht nur zu ertragen, sondern auch die Kraft zu finden diese zu überwinden und Dinge zum Besseren zu wenden, selbst dann, wenn solche Verbesserungen nicht anhaltend sind, sondern dauernd nachgebessert werden müssen.

Die frohe Gewissheit, die wir als Christen haben, wonach das Beste und Schönste ja erst noch kommt, wir das alles noch vor uns haben, führen alle Sorgen, Nöte und menschliche Unzulänglichkeiten auf das Maß zurück, das ihnen angesichts der Ewigkeit tatsächlich zukommt. Das schafft Freiheit zu Handeln.

Das Tor in diese Freiheit wurde durch das Kommen Jesu in unsere Welt aufgestoßen. Jesus lehrte seine Jünger im Vaterunser auch um das Kommen des Reiches Gottes zu beten, das damit keine Wunschvorstellung oder Träumerei von „unverbesserlichen Frommen“ ist.

In diesem Jahr fanden bzw. finden verschiedene Wahlen statt. Als Christen kann es uns nicht egal sein von wem und wie in unserem Land regiert wird.

Entscheidend ist aber nicht ob Schwarz, Gelb, Grün, Rot, Dunkelrot oder
Blau das Rennen machen; entscheidend ist das Reich Gottes für dessen Kommen wir jeden Tag beten dürfen.

Jörgen Bauer